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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

verrichtet werden könnte. Oeffentliche feile Mädchen giebt es übrigens hier gar nicht, und wenn auch ja ein solches Geschöpf aus andern Städten zu uns herüber kommt, so ist die Polizey sehr bedacht darauf, es sogleich wegzuschaffen, ehe es Unheil stiften kann. Vor dem Anstecken ist nun wohl keiner sicher, wenn er auch blos mit seiner Aufwärterinn Gemeinschaft machte. Dies haben wir mit den meisten Städten gemein. Wenn ein Vater wegen dieser Gefahr seinen Sohn nicht hierher schicken wollte, so müßte er ihn eben so wenig und noch viel weniger auf eine andere Universität schicken, z. B. nach Ingolstadt, Mainz, Marburg, Jena, Halle, Leipzig und vollends gar nicht nach Wien oder Prag. Die ehemalige Militärakademie des Herzogs von Würtemberg hatte freilich gegen die Ansteckung am besten gesorgt, indem sie die jungen Leute zwischen 4. Mauern sperrte und Alles, was weiblich war, entfernte. Was aber die Folge davon? Eine Schaar der abscheulichsten Sünden, die sich ohne Erröthen gar nicht nennen lassen. Einige meiner Freunde, die auch in diesem Zwinger ihre besten Jahre verqualmen mußten, haben mir davon die fürchterlichsten Beschreibungen gemacht. Ein zuverläßigeres Mittel weiß ich freilich, wenn es die Kläffer ausführen wollen. Man untersuche an Einem Tage alle Männer und Weiber, und schlage diejenigen, die nicht bewährt gefunden werden, geradezu