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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

sich am meisten mit ihnen abgiebt. Alle sprechen von diesem Manne mit Entzücken und Begeisterung, und ich muß diesen Lobsprüchen mit voller Ueberzeugung beipflichten, seit ich den vortreflichen Mann persönlich kennen zu lernen die Ehre hatte. Er ist die Seele der gesellschaftlichen Unterhaltung, und wo er sich nur blicken läßt, herrscht der angenehmste und munterste Ton. Er ist Philosof und geht mit der Litteratur in 4. lebenden Sprachen fort. Er zeichnet, spielt verschiedene Instrumente und liebt die Kunst bis zur Schwärmerey. Für die Practikanten ist er der unvergleichlichste Mann von der Welt. Er behandelt sie als Freunde und läßt sich keine Mühe verdrießen, ihnen nützlich zu werden. Seine Bibliothek und seine Arbeiten stehen ihnen stündlich offen. Er theilt sie, wie ihre Anzahl größer oder kleiner ist, in 2 oder 3 Abtheilungen. Die erste Abtheilung fängt mit dem Lesen der Acten an, geht dann zu den am Kammergerichte abgelegten Relationen in Appellations- und Mandats-Prozessen über. Die erste Arbeit besteht im Extrahiren der Acten, und es ist fast unbegreiflich, wo der Mann die Zeit hernimmt, diese Extracte aus den ungeheuersten Actenstücken entweder selbst zu lesen und Noten beizuschreiben, oder sich vorlesen zu lassen. Darauf schreitet man zum Referiren selbst, anfangs in leichten Sachen. Bey der Ablegung einer Relation ist er immer selbst gegenwärtig, läßt nach der Reihe