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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

ihres Charakters, als ihrer Geschicklichkeit Ehre machen. Ich darf hier nur einen Steigentesch, Riedesel, Schüler, Huber, Globig, Balemann, den jüngst verstorbenen Spauer u. a. nennen. Aber auf der andern Seite giebt es wieder so ärmliche Wichte, daß man nicht weiß, ob man sie auslachen, oder bedauren, oder verachten soll? Es möchte von ihnen gelten, was der Dichter sagt:

Von meinem Ehrenmann blieb, wenn er blank und baar
Entstaatsperückt, enthalskraus’t, ausgewindelt
Aus seinem großen Amtstalar,
Kurz, wenn er ganz von dem, was er nicht selber war,
Vom Haupt bis auf den Fuß entschindelt
Vor mir erschien; – blieb, sag’ ich, blank und baar
So wenig, daß es kaum der Rede würdig war.

Ich hörte sogar einmahl Einen laut im Theater sagen: es ist doch zum rasend werden, daß man hier so viele Langeweile hat und nicht weiß, wo man die Zeit hinbringen soll. Und doch hatte der Mann gegen 30. unerledigte Extrajudicial-Sachen im Hause, und seit 2. Jahren noch nicht ein einzigesmahl judicialiter referirt; aber dagegen Bälle entreprenirt, Tänze aufgeführt, Lustparthieen gemacht, Gastmäler gegeben, Faro gespielt u. dgl. Eine künftige Visitation wird hier erstaunlich viel auszumisten