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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

politischen Meinungen so frei sind, als hier. Du kannst dich geradezu für den wärmsten Anhänger der Franzosen erklären, ohne daß du in Gefahr kommst, nur den geringsten Vorwurf zu hören. Die größten politischen Ketzereien und die ungereimtesten Behauptungen finden ihre Vertheidiger. Ich habe noch nirgends in öffentlichen Häusern über die Angelegenheiten der Zeit so ungescheut räsonniren gehört, als hier, und das verschiedene Interesse der disputirenden Partheien giebt nicht selten zu den lächerlichsten Auftritten Anlaß. In allen Stücken ist man hier frei und ungenirt, wenn man nur will, und mit dem Gerichte in keiner Verbindung steht. Man trinkt, schmaus’t, spielt mit Karten und Würfeln, und geht in Bordelle, weil es hier keine Polizeyknechte und keine Beleuchtung giebt. Gesetze, die heute, z. B. gegen die Hazardspiele gemacht werden, sind morgen schon vergessen und übermorgen hört man schon wieder die Würfel in den Gasthöfen rasseln.

Ehe ich diesen Brief schließe, muß ich dir noch etwas von den hiesigen Gasthöfen sagen, so hart es mir auch ankommt. Es giebt deren hauptsächlich zwey, wo ein beständiger Gast für 40. rheinische Kreuzer ohne Wein herrlich bewirthet wird. Der Wirth im römischen Kaiser, Herr Hinkel, ist das Muster eines vortreflichen Wirthes, und gewiß verläßt