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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

ist A, morgen B, und übermorgen wohl gar C, das fac totum. Die Kabalen, die jetzt gespielt werden, gehen über alle Beschreibung. Es giebt keine zwey Minister hier, die Freunde sind, und wenn sie es auch vor den Augen des Publikums sind, so arbeitet doch gewiß heimlich Einer an des Andern Sturz. Es ist also ganz natürlich, daß die Geschäfte des Staats darunter leiden müssen.

Der Minister Thugut, der an der Spitze der auswärtigen Geschäfte steht, ist ein ganz einfacher und zurückgezogner Mann. Er war ehemals Gesandter in Konstantinopel und hat daselbst mit seiner Gelehrsamkeit eine große Rolle gespielt. Es ist ausgemacht, daß dieser Mann eine erstaunliche Routine hat, und die Höfe, mit denen er zu thun hat, sehr gut kennt. Aber von der großen Staats- und Regierungskunst versteht er, wie alle österreichischen Minister, kaum das ABC, denn wie hätte man sich sonst seit einiger Zeit so ungeheure Sottisen zu Schulden kommen lassen könnte? Es ist freilich etwas anders, mit einem wollüstigen, von Mätressen und Parvenus beherrschten Könige, auch wohl mit einem so vortreflichen Könige als Friedrich von Preußen war, Krieg führen, als mit einer Republik, die in der neuern Geschichte ihres gleichen nicht hat, und die ihren ganz eigenen, besonders ausgearbeiteten Maaßstab erfordert hätte.