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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

Faulbetten und damastenen Vorhängen gesehen haben will, hat eine dicke Lüge geschrieben. Im Gasthofe zum Wolf in der Aue, wo man ohne Unterschied am besten speißt, brennt man in der Gaststube am hellen Mittage ein Licht und das Ganze sieht noch schlechter aus, als die Bierstuben der sogenannten Kappisbauern in Kölln. Von der Nettigkeit in Frankfurt am Mayn, Hamburg, Dresden u. a. scheint man sich gar keinen Begriff machen zu können. Die Kellner sind die ungeschliffensten Kreaturen von der Welt, und wenn allenfalls bey deiner Ankunft alle Stühle schon besetzt sind, so sagt er dir gerade heraus, du könnest dich wieder trollen. Eine solche Ungezogenheit würden die Gäste in unserm Vaterlande und in andern Ländern sammt und sonders damit rächen, daß sie ausblieben und in einem andern Wirthshause zur Tafel gingen. Aber hier sind die Wirthe schon ihrer Sache gewiß. Sie wissen, daß man blos ihren Speisen nachgeht, und sich wenig darum bekümmert, ob man höfliche oder grobe Gesichter um sich hat. Kurz, sie sind in aller Rücksicht die unwirthbarsten Wirthe, die du dir denken kannst. Steigst du bey einem von der Reise ab, so bekümmert er sich gar nicht um dich. Er hält keine Lohnlakaien, die dir die Merkwürdigkeiten der Stadt zeigen, und wenn du dich bey einem befragst, so weiß er dir auf nichts zu antworten.