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Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken: Fragmente aus dem Tagebuche eines reisenden Neu-Franken (1798)

In der Stadt giebt es gar keinen öffentlichen Spatziergang und nur höchstens 2 sehenswürdige Plätze. Willst du einmal ins Freie, so kann es nicht anders, als in einem Wagen geschehen, denn zu Fuße läuft man Gefahr gerädert zu werden, im Staube zu ersticken oder im Kothe zu ersaufen. Besonders sind die Wege nach dem Prater und Augarten für die Fußgänger weder im Sommer noch Winter brauchbar, so wie die Unterhaltung an beiden hochberühmten Plätzen sehr mager ist. Der Prater verdient bey weitem den Ruhm nicht, den man im Ausland von ihm verbreitet. Du hast da nichts als Bäume und Hecken, und Wildpret, reich besetzte Tafeln, eine ungeheure Menge Equipagen und Marionetten vor den Augen. Die bekannte Aufschrift über dem Thore des Augartens scheint mir immer eine kleine Prahlerey in sich zu fassen. Einer der angenehmsten Spatziergänge ist für mich die Schloßpastey, wo ein hiesiger Kaffeewirth alle Abends seine Gäste mit Limonade und Gefrornen bedient. Es ist hier eine ganz ungeheure Menge von Stühlen zum Sitzen und die Fußgänger drehen sich in einem ewigen Zirkel herum. Dies hat den Vortheil, daß das ganze Publikum, wenn ich mich ein paarmahl umwenden will, bey mir vorüber muß. Dieser Platz wird sehr stark besucht und vor 10. und 11. Uhr Abends niemahls menschenleer. Die Gewohnheit auf dem Graben, einer breiten Straße in