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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Aber keine Silbe.“

„Na, hören Sie mal! Mitten bei nachtschlafender Zeit, als er den Doktor – schockschwerenot! wie heißt er doch? – Doktor Sartorius für Sie aus der Stadt holte, da hat er, der lahme kleine Kerl, wie so’n Indianer sich in ’nen Graben gelegt, hat die Mordsbande mit all ihren saubern Plänen belauscht und ist dann plaine carrière in die Stadt gejagt, hat richtig ein Pikett Kosaken aufgestöbert und sie – wohl zum erstenmal rechtzeitig in Kurland – nach Finkenhorst spediert. Den Viehstall hatte die Halunkenbande schon in Brand gesetzt, ein Teil der Tiere ist auch in den Flammen umgekommen, aber das Wohnhaus steht noch unversehrt auf zwei Beinen, und die Spinetts und all der musikalische Plunder ist auch heil und ganz geblieben.“

„Aber – kein Wort davon hat mir Philippi gesagt!“ Robert Bergers Augen leuchteten und strahlten.

„Gefällt mir von dem jungen Mann, gefällt mir ganz außerordentlich!“ schmunzelte der alte Herr. „Und wissen Sie noch etwas? Daß es Rausuppen nicht ähnlich gegangen ist, hab’ ich ihm gleichfalls zu danken. Es war eben ein richtiger Mord- und Raubzug geplant worden, und der ist mal rechtzeitig im Keime erstickt!“

„Gott sei Dank!“ seufzte Robert Berger. Er sah ganz verklärt aus.

„Ja – ja, Ihr Freund – einen besseren Vertreter ... Na, ich mag keine Komplimente machen, aber Sie beide sind

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/102&oldid=- (Version vom 1.8.2018)