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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Vor der niederen Hütte saß die kleine Darthe und schaukelte ihr jüngeres Brüderchen. Sie tat es widerwillig. „Halt’s Maul, Jahnit!“ sagte sie zornig und runzelte düster die Brauen. „Kannst du nicht schlafen, was?“ Sie gab dem Säugling einen heftigen Klaps, und als der nicht zu helfen schien, fuhr die kleine braune Hand unter die Wickeltücher und kniff ihn wütend ins Bein.

Klein Jahnit aber riß sein Mündchen in Schreck und Entsetzen weit auf, als sammle er Kraft zu einem berserkerähnlichen Schmerzgebrüll, – aber es kam kein Ton. Neugierig beugte sich Darthe über ihn und sah ihn aus weit aufgerissenen braunen Kinderaugen fragend an. „Nu, was wird nu sein?“ sagte sie halblaut. Und nun kam’s kreischend, empört, in gellenden verzweifelten Stößen, – das kleine Gesicht wurde blaurot, die Fäustchen fuhren geballt an den Kopf, und die Beine zuckten krampfhaft auf und nieder.

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/187&oldid=- (Version vom 1.8.2018)