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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

schlanke Gesellen, hielten die Ruder lässig in den Händen und sahen gespannt zu dem schönen Mädchen hin.

„Wo kommt denn die her?“ murmelte Darthe, und ihre Augen wurden groß und rund vor Staunen. Da fiel ihr ein, daß der Pastor Konfirmationslehre hielt. Das schöne Fräulein sollte also auch konfirmiert werden.

„Fräulein Marga, vorsichtig!“ rief warnend der Jungherr Wolf.

Übermütig sah ihn das junge Fräulein über die Schulter an.

„Die schönen Wasserrosen!“ rief sie. „Rudern Sie dorthin! Die Wasserrosen muß ich durchaus haben!“

Sie machte eine herrische Gebärde. Wie schön sie war mit ihrem rotgoldenen Lockenhaar, wie süß klang ihre weiche Mädchenstimme!

Gehorsam lenkte Willy den Kahn, eifrig schwangen die andern die Ruder. Sie waren in das schwankende Netz der Wasserrosen geglitten.

„Vorsicht, Fräulein Marga!“ rief nun auch Willy. „Das Wasser ist sehr tief.“

Aber Fräulein Marga lachte nur. Umflossen von goldenem Sonnenlicht stand die weiße leuchtende Gestalt und beugte sich weit vor.

„Achtung, geben Sie mir die Hand!“ rief Wolf gebieterisch. Er war aufgesprungen. Grendsche-Jehkab suchte mir seinem Ruder die schönsten Blüten heranzulangen. Marga kniete im

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)