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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

„Wolf,“ begann Fräulein Marga leise und schlug ihre schönen Augen auf, „geben Sie mir die Hand, ich habe Ihnen ja noch gar nicht gedankt!“

„Aber, Fräulein Marga, das war doch selbstverständlich, ich bitte Sie,“ sagte er unwirsch, aber die kleine Hand hielt er noch einen Augenblick fest in der seinen und drückte sie krampfhaft.

„Geh hinaus, Jehkab, und sieh zu, ob der Jungherr Willy mit den trockenen Kleidern kommt,“ befahl er kurz.

Jehkab trollte sich zur Tür hinaus.

Eine verlegene Pause.

Mit strahlendem Gesicht kam Mutter Greetsche zurück, eine Decke und ein weißes Linnen über dem Arm.

„Ein Betttuch fand ich nicht, das wäre auch gar zu grob, aber hier,“ triumphierend wies sie auf das Leinen, „ein schönes Tischtüchlein bringe ich, das hat mir noch die gnädige Frau Pastorin zur Hochzeit geschenkt. Das ist fein und weich. Da hinein können wir das gnädige Fräulein packen.“

Eifrig begann sie Fräulein Margas Kleid aufzuhaken. „Hier nicht, hier nicht, Mutter Greetsche!“ rief Marga entsetzt und wehrte ihr.

Wie ein Pfeil schoß Wolf zur Tür hinaus.

„Was für’n braver, schöner Jungherr!“ lobte Mutter Greetsche und löste gelassen Bänder und Schnüre, „das wär so’n richtiger Baron fürs gnädige Fräuleinchen, – und wie lieb er’s gnädige Fräuleinchen hat! Nicht mal zulassen wollt’ er, daß

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/208&oldid=- (Version vom 1.8.2018)