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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Darthe lachte schwer und bitter auf.

„Mit mir hat er sich auch ausgeredet,“ fuhr Mutter Greetsche zögernd fort.

„Was hat er denn gesagt?“ fragte Darthe gleichmütig.

„Nu, dies und das – reden kann er ja wie ein Schwarzrock. Heiraten mag er nicht mehr – das war die Hauptsache.“

Darthe beugte sich weit vor. „Wie?“ dehnte sie ungläubig.

„Nu ja, Kind, ’s wär’ keine Zeit zum Heiraten, hat er gesagt. Und ein armes Mädchen könnt’ er nicht nehmen; und ’s wär’ ihm nicht Ernst gewesen damals beim Grünfest – nur aus Trotz hätt’ er’s getan ... das sollt’ ich dir sagen.“

Schwer und lähmend kroch es durch Darthes Glieder. Wie erstarrt saß sie da. Die böse Falte auf ihrer Stirn grub sich tief und drohend ein.

Sie raffte sich auf und packte ihr Nähzeug hastig zusammen. „’s ist gut, Mutter!“ sagte sie heiser.

„Nimm dir’s nicht zu Herzen, Mädchen,“ sagte Mutter Greetsche tröstend, „du findest noch sicher einen guten Mann.“

„Meinst du?“ stieß Darthe höhnisch hervor.

„Und wie! Hätt’st nur damals den Dumpje-Wirt nicht vor’n Kopf stoßen sollen. Wärst bald eine reiche Frau geworden!“

Jetzt sprang Darthe auf wie eine wilde Katze. Ihre Augen funkelten.

„Hör auf, Mutter!“ schrie sie wütend. „Sprich mir noch einmal vom Dumpje-Wirt – und du siehst mich nie wieder!“

Empfohlene Zitierweise:
Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/259&oldid=- (Version vom 31.7.2018)