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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Ein meisterhaftes Porträt eines strammen alten Herrn mit einer Habichtsnase fesselte Philippis Aufmerksamkeit. Er trat näher heran – in der Tat, es war ein Lenbach.

Schnelle elastische Schritte nahten. Ein hochgewachsener eleganter Mann mit einem Zwicker auf der Nase und einem frischen rötlichen Gesicht in kurzem Smoking trat ein.

Ernst Philippi verbeugte sich. „Ob Sie sich meiner entsinnen, Baron Reuter, weiß ich nicht. Ich hatte die Ehre, Sie vor zwei Jahren in Kronenthal bei meinem Freunde Pastor Berger zu treffen.“

Der Baron musterte ihn scharf und reichte ihm eine schlanke rötliche Hand. „Ah, Herr Kandidat Philippi! Sehr angenehm. Meine Frau ist leider ein wenig unpäßlich. Wie geht’s denn unserm lieben Pastor?“

„Gerade in seinen Angelegenheiten bin ich zu Ihnen gekommen. Darf ich Sie um eine kurze Unterredung unter vier Augen bitten?“

„Sofort.“ Der Baron schloß sorgfältig beide Flügeltüren[WS 1]„Jetzt sind wir ganz ungestört. Bitte nehmen Sie Platz. Sie rauchen?“

Er schob Philippi ein gefülltes Etui mit Zigaretten hin und warf sich lässig in den hohen ledernen Polstersessel. Seine Mienen drückten verhaltene Spannung aus. „Ich bin ganz Ohr,“ sagte er verbindlich.

Ernst Philippi zündete sich eine Zigarette an. „Durch den

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Flügeltürenr
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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/67&oldid=- (Version vom 1.8.2018)