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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Gemeindeältesten, einen äußerst zuverlässigen Menschen, den Wirt Krimpe, ist meinem Freunde Berger heute die Warnung zuteil geworden, daß morgen während des Gottesdienstes ein Überfall auf ihn geplant ist. Pastor Berger wurde dringend von dem Manne gebeten, morgen den Gottesdienst abzusagen.“

„So – so!“ sagte der Baron nachdenklich. „Und wie gedenkt sich Pastor Berger zu dieser Warnung zu verhalten?“ Ruhig streifte er die Asche von seiner Zigarette ab. Sein weltmännisches Gesicht war undurchdringlich.

„Er meint sie unberücksichtigt lassen zu müssen.“

„Sehr richtig!“ sagte der Baron mit Nachdruck. „Das ist auch ganz meine Ansicht. Dieser feigen Bande aus dem Wege zu gehen hieße ihr zuviel Ehre antun.“

„Meine Fahrt zu Ihnen, verehrter Baron Reuter, habe ich indessen aus eigner Machtbefugnis unternommen. Mein Freund Berger weiß nichts davon. Ich meine aber, in Rücksicht auf seine Familie und seine zarte Gesundheit ist es richtig, sich in solcher Notlage an die Herren Patrone zu wenden, zumal an Sie als Kirchenvorsteher, und Sie zu bitten – “

„Dem Gottesdienst beizuwohnen“, fiel der Baron lebhaft ein. „Aber das ist ganz selbstverständlich. Ich werde mir erlauben, noch mehrere Herren zur Teilnahme an dieser Expedition zu animieren. Unserm Pastor Berger soll nichts geschehen, verlassen Sie sich darauf!“

Philippi verbeugte sich, auf seinem Stuhle sitzend. „Ich

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)