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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

darf Ihnen leider nicht einmal im Namen meines Freundes meinen herzlichsten Dank aussprechen. In seinem Sinne, verehrter Baron Reuter, wäre es gewiß geboten, nur im alleräußersten Falle aktiv einzugreifen?“

„Versteht sich, Herr Kandidat. Die revolutionäre Stimmung durch unnütze Gewaltsamkeiten zu schüren, hieße ja nur Öl ins Feuer gießen. Wir Deutsche sind ja schon sowieso in der Minderzahl.“

Ernst Philippi hatte sich erhoben. „Meinen besten Dank,“ sagte er.

„Der Dank liegt auf meiner Seite, Herr Kandidat. Ich versichere Sie, es ist mir eine aufrichtige Freude, einem allgemein so hochverehrten Manne einen Dienst leisten zu dürfen. Kann ich Ihnen sonst noch irgendwie behilflich sein?“

„Ich danke sehr, Baron Reuter. Die Güter Rausuppen und Finkenhorst liegen auf meinem Rückwege, da will ich noch persönlich vorsprechen.“

„So – so! Nun vielleicht tun Sie gut daran; meinen Schwager und Vetter auf Gnadenfeld will ich selbst benachrichtigen. Also auf eine Schutzwache von fünf bis sechs kräftigen deutschen Männern können Sie sicher rechnen. Verzeihung – tragen Sie Waffen?“

Mit einem halben Lächeln zeigte Philippi seinen Revolver. „Ich bin ja noch nicht im Pfarramt“, sagte er, „und darf mich schon rühmen, ein passabler Schütze zu sein. Gestern schoß ich

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/69&oldid=- (Version vom 31.7.2018)