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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit

Und ist es nicht selbstverständlich, daß Freunde dazu da sind, um einander zu helfen? Ich bin nicht ohne Vermögen, wie Sie wissen. Wie könnte ich es besser verwenden, als indem ich es meinem Freunde zur Verfügung stelle! Da ist doch kein Wort darüber zu verlieren!“

Die großen Kinderaugen sahen ihn trostlos an. „Robert wird Kronenthal nie verlassen!“

„Um hierher zurückzukehren, wird er es, und Ihnen zuliebe wird er es erst recht,“ beharrte Ernst Philippi, und seine Augen leuchteten zuversichtlich. „Sehen Sie, da kommt ja schon Doktor Sartorius. Nun, war unser Kranker ebenso schwierig wie seine Frau Gemahlin?“

„Unglaublich hartnäckig!“ polterte der kleine Mann mit dem Maulwurfsgesicht. „versuchen Sie Ihr Heil, Herr Kandidat!“

Mit heiter-zuversichtlicher Miene ging Ernst Philippi zu seinem Freunde. „Höre, mein lieber Robert,“ sagte er, „was sind das für Sachen? Ich komme, um dir einen netten kleinen Vorschlag zu machen: Du gehst mit Frau und Kindern auf einen, eventuell zwei Winter in den Süden und überläßt mir inzwischen als deinem Adjunkten dein Amt. Was sagst du zu dem Plänchen?“

Robert Berger schüttelte den Kopf und wollte eben den Mund zu einer Erwiderung auftun. Kurz und gelassen schnitt Ernst Philippi ihm das Wort ab. „Mein lieber guter Junge,“ sagte er, und sein zweiter und sein kleiner Finger begannen einen bedächtigen Triller auf der Bettdecke, „allen Respekt vor dir als

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Frances Külpe: Rote Tage : baltische Novellen aus der Revolutionszeit. S. Schottländers Schlesische Verlagsanstalt, Berlin 1910, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FrancesKuelpeRoteTage.pdf/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)