Seite:Franz Kampers - Kaiser Friedrich II - Der Wegbereiter der Renaissance - Seite 81.jpg

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welcher dem Weltenbaum seine goldenen Früchte wiedergibt.

So ist Kaiser Friedrich II., der Sonnenkaiser und nunmehr auch der Nachfahre des Sonnengottes des Ostens, zu Lebzeiten eingezogen in das Reich der Sage vom Musterkönig mit dem Berg der glorreichen Auferstehung und dem Baume der Weltherrschaft jenseits der großen Wasser im Lande des Aufgangs. Nicht allzulange, und die Sage erzählte von ihm, daß er zu diesen beiden über das Meer fährt, oder daß er triumphierend, wie die neue Sonne, aus dem Berge hervorgeht.

Abb. 79. Anfang der deutschen Fassung des Reichslandfriedens von 1235 nach Cod. lat. Monac. 16083 (Mitte oder Ausgang des 13. Jahrh.) s. Fußnote S. 30

„Er lebt und er lebt nicht!“ hatte die Sibylle gleich nach dem Ableben dieses Gewaltigen gerufen. Tatsächlich wollten weitere Kreise, in ihren hoffenden und bangenden Erwartungen getäuscht, an das Ende des Kaisers nicht glauben. Man suchte ihn zunächst irgendwo, der Welt entrückt, so, wie man den wundersam von dieser Erde hinweggenommenen persischen Nationalhelden, den König Chosro, suchte. Dann aber erzählte man, daß er, wie dereinst der große Alexander, nach seinem Tode durch die Lande walle. Schließlich aber hält er seinen Einzug in den Berg zu König Artus.

Der zeitgenössische Chronist Salimbene, ein überzeugter Anhänger des Kalabreser Abtes Joachim und der unter dessen Namen gehenden Verheißungen, berichtet: „Viele glaubten, er sei nicht tot, da er wirklich tot war.“ In Florenz wurde eine Wette, deren Gegenstand dieses darnach weitverbreitete Gerücht war, urkundlich beglaubigt. Dieses Raunen ward namentlich stark in Unteritalien. Der und jener hatte den Kaiser leibhaftig gesehen. In der Gegend des Ätna tauchten falsche Friedriche auf und fanden Glauben beim Volke. Schon flüsterte man sich scheu zu, daß der staufische Antichrist in diesen Berg des höllischen Feuers eingezogen sei mit seinem ganzen Heere – wie vordem Dietrich von Bern. Ein Mönch berichtete, mit seinen eigenen Augen geschaut zu haben, wie Friedrich mit seinen Genossen in feurig erglänzenden Panzern durch das hell aufziehende Meer zum Ätna geritten sei. Diese Mär des Mönches mag mit