Seite:Franz Kampers - Kaiser Friedrich II - Der Wegbereiter der Renaissance - Seite 84.jpg

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dem Glauben des Volkes zusammenhängen, daß der Hölle Gluten und mit diesen das Geschrei der armen Seelen aus dieses Berges unheimlichem Schlund hervordringen zur Oberwelt. Eher aber ist dieses mönchische Gesicht eine klerikale Verzerrung einer dem Mythus des Kaisers eher entsprechenden und ihm freundlichen Sage, die sich mit der Ätnasage des in der ausgehenden staufischen Epoche hochgefeierten bretonischen Sagenkönigs Artus verquickt hatte.

Ohne starke Einwirkungen der orientalischen Mär vom Priesterkönige Johann hätte sich diese sizilische vom König Artus sicherlich nicht gestaltet. Auch dieser ist ein solarischer Held, der, wie der Sonnengott, aus dem Berge hervorkommt und allbeglückend, wie der ewige Spender des Lebens, von dem strahlenden Gipfel dieses Berges aus die Welt regiert. Ihm zu eigen ist der Sonnentisch, der schon auf dem Bergthron des Ostens stand, eine Tafel, die rund ist wie die Welt und sich dreht wie die Welt. In Abwandlungen dieser Sage trägt dieser Tisch das strahlende Sonnensymbol, und in den Parzivalepen den heiligen Gral. Von einer seligen Entrückung Artus’ in den Berg hat schon in den dreißiger Jahren des dreizehnten Jahrhunderts die deutsche Dichtung „Wartburgkrieg“ Kunde erhalten. Ein anderes deutsches Gedicht „Lohengrin“ sucht diesen Berg in Indien – also in dem Lande des geheimnisvollen Erretters Johann.

In der Mischkultur Siziliens, wo ja auch Wolfram von Eschenbach das Zauberschloß Klinschors mit den Schätzen, die dem Paradiesesreich des Priesterkönigs Johann entstammen, sucht, hat diese Sage, die sich später auch in Wales und Schottland an Berge knüpfte, das Innere des Ätna zum wonnigen Aufenthaltsorte ihres Helden gemacht. Noch zu Lebzeiten Friedrichs II. bringt Gervasius von Tilbury eine Erzählung, die lebhaft an die Kyffhäusersage erinnert. Darnach entsprang einem Diener sein Pferd; er suchte es am Ätna und entdeckte plötzlich einen Eingang in den Berg, durch den er zum König Artus gelangte.

Abb. 82. Kaiser Friedrich II. und seine Familie. Relief an der Kanzel des Domes in Bitonto (1229)

Nicht für immer war Artus in diesen Berg eingezogen. Nach seiner weitverästelten Mär sollte er, der Frühlingssonne gleich, dereinst aus ihm wieder hervorbrechen und in Herrlichkeit erneut erscheinen. Das ist wohl auch schon der tiefere Sinn der Ätnasage. Auf sizilischer Erde wirkte sich in diesem Helden anderer Zonen und