Seite:Freiburg Bauten 207.jpg

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namentlich auch aus einem an der Ecke des Herzog’schen Hauses eingemauerten Säulenbruchstück ersichtlich ist. Dagegen entstammte der offene Laubengang, welcher sich bis zum Jahre 1823 auf der Seite nach der Münsterstrasse zu vor dem Hauptgebäude hinzog, der für die monumentale Bauthätigkeit in Freiburg überhaupt so fruchtbaren spätgothischen Zeit. Er wurde im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts durch Meister Hans Niesenberger ausgeführt, um als Verkaufshalle (im Volksmunde Lugstuhl genannt) zu dienen. Das Werk bildete einen auf zwölf Säulen ruhenden hohen Bogengang und war, ähnlich wie das Kaufhaus, an den beiden Ecken mit Erkerthürmchen geschmückt. Von der jetzigen Kaiserstrasse aus gelangte man über eine hohe Freitreppe in das obere Stockwerk des Spitals. An diese Treppe knüpft sich die Ueberlieferung, dass man dort hinauf die zum Tode Verurtheilten geführt habe, um ihnen die Henkersmahlzeit zu gewähren.

Ein zweites Obdach für Arme und Kranke bildete das in der Kligergasse der Vorstadt Neuburg gelegene Armenspital, bei dem sich die bereits genannte St. Michaelskapelle befand. Vor der Stadt endlich, in der Nähe des jetzigen Brücklewirthshauses an der Baslerstrasse, lag das Gutleuthaus, der einsame Aufenthaltsort der von der bürgerlichen Gemeinschaft ausgeschlossenen Sondersiechen oder Aussätzigen.

In dem Maasse, wie in den Städten mit dem Aufblühen des Handels und der Gewerbe der Reichthum sich mehrte, trat auch überall ein reger Wetteifer in der möglichst grossartigen Anlage und der künstlerischen Ausstattung der öffentlichen Profanbauten hervor. Vielleicht ist hier in Freiburg, wo ein unvergleichliches Werk kirchlicher Kunst

Empfohlene Zitierweise:
Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)