Seite:Freiburg Bauten 350.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eine im Mittelalter seltene Erscheinung. Andeutungen von ehemals vorhandenen Fenstern finden sich nicht vor und die Decke der Seitenschiffe kann nicht tiefer gelegen haben, so dass anzunehmen ist, dass die Fenster ursprünglich nur als gekuppelte Blendnischen gedacht waren.

Ende der 70er Jahre wurde, wie oben bereits angedeutet, durch den Bauinspector F. Baer der zopfige Innenbau beseitigt, um die Schiffe mit cassettirten Holzdecken zu versehen, die in ihrer Zeichnung und farbigen Bemalung einen wohlthuenden Eindruck gewähren. Nur möchte man wünschen, dass ihre Form etwas strenger behandelt wäre. Ursprünglich waren nur flache Holzdecken vorhanden, von welchen bemalte Reste bei einer früheren Restauration vorgefunden worden sein sollen.

Der im Jahre 1892 und 93 durch den genannten Bauinspector Baer und durch den erzbischöflichen Baudirector Meckel zur Ausführung gekommene Thurm erhebt sich 60 m hoch bei der südlichen Chorecke hinter dem Seitenschiff. Ehedem besass die Kirche nur einen bescheidenen Dachreiter mit zwei Glöckchen. Ein Thurmgebäude war daher für die weitausgedehnte Pfarrgemeinde Bedürfniss. Die Grundform des Thurmes bildet ein Quadrat, dessen Seiten 6,30 m lang sind. Aeusserlich sind vier Stockwerke ausgesprochen, während das Innere sich in sechs Geschosse theilt. Im fünften Stockwerk liegt ein mit Beton ausgefülltes Gebälk, welches die darunter liegenden Geschosse vor den Einflüssen der Witterung schützt und zugleich die oberen gegen Feuersgefahr abschliesst. Das oberste Geschoss über der Höhe des Langhausfirstes enthält den in Eisen construirten Glockenstuhl, 26,60 m über dem äusseren Boden, mit sechs von Glockengiesser Cousard in Colmar gelieferten Glocken, deren Aufhängung nach seinem eigenen System bewerkstelligt ist. Die Glocken haben zusammen ein Gewicht von 6000 Kilo. Die Mauerstärke beträgt unten 1,40 m und oben, über dem Glockenstuhl 1,13 m. Der Thurm ist in seinem Unterbau einfach gehalten, nach oben aber reicher gegliedert. Er schliesst mit vier geschweiften Giebeln ab, über denen der circa 26 m hohe Helm beginnt. Unter den Giebelkanten zieht sich ein reich gegliederter Bogenfries her und in jedem Giebeldreieck öffnet sich ein dreitheiliges Fenster. Der Helm hat einen achteckigen Querschnitt, ist mit Bleitafeln gedeckt und wird durch eine Laterne unterbrochen und belebt. Er endigt in einem kupfervergoldeten Knopf mit schmiedeisernem Kreuz und Wetterhahn. Die Verbindung der einzelnen Stockwerke, wie auch der Aufgang zum Dachboden, sind im Innern des Thurmes durch eine hölzerne Treppe vermittelt. Architectonisch ist der Thurm in den Formen der

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 350. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_350.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)