Seite:Freiburg Bauten 424.jpg

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Kaufhaus und Kornhaus.
Von Fr. Kempf.

Freiburg war ehemals die Stätte eines lebhaften Handels und unterhielt rege kaufmännische Beziehungen zu den Nachbarorten und namentlich auch zum Schwabenlande. Es blühten hier besonders die Steinschleiferei und das Tuchgewerbe, so dass gewiss schon früh für den starken Verkehr ein besonderer Lagerraum oder ein Kaufhaus erforderlich war.

Urkundlich ist nun bezeugt, dass schon um das Jahr 1370 ein solches Gebäude bestanden hat und zwar unmittelbar hinter dem jetzigen Kaufhause. Seine Front war nach der Suttergasse (Schusterstrasse) gerichtet, woselbst der Hauptverkehr sich abwickelte. Dieses Waarenhaus barg auch die Stuben der Kaufhausherren, in denen die Waaren verzollt sowie die Abgaben und Gefälle entrichtet wurden, wie denn überhaupt der Mittelpunkt des gesammten städtischen Finanzwesens sich befand. Auch der Salzhandel, der im Mittelalter von grosser Bedeutung war, vollzog sich eben hier.

Von jenem älteren Gebäude, das je nach dem wechselnden Bedürfnisse mannigfache Umgestaltung erfahren musste, ist nichts mehr auf uns gekommen. Einem Umbau aber, der im Jahre 1518 vorgenommen wurde, entstammt das südlich nach dem Hofe hin gelegene, im Vieleck vorspringende Treppenhaus mit der sehr reichen Maasswerkbrüstung der Treppe sowie der bemerkenswerthe, leider theilweise vermauerte Kamin. An eine noch spätere Zeit erinnern die flottgezeichneten Stuckornamente in den nördlichen Räumen des Beurbarungsgebäudes, in welchem vormals die Kanzlei der vorderösterreichischen Regierung ihren Sitz hatte.

Empfohlene Zitierweise:
: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten. H. M. Poppen & Sohn, Freiburg im Breisgau 1898, Seite 424. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freiburg_Bauten_424.jpg&oldid=- (Version vom 7.11.2018)