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denen dies zutrifft; sie sind nicht sehr zahlreich und gehäufte Erfahrung hat uns gelehrt, daß sie als Symbole für etwas anderes aufzufassen und zu deuten sind. Im Vergleich mit den anderen Traumelementen darf man ihnen eine feststehende Bedeutung zuschreiben, die aber nicht eindeutig zu sein braucht, deren Umfang durch besondere uns ungewohnte Regeln bestimmt wird. Da wir diese Symbole zu übersetzen verstehen, der Träumer aber nicht, obwohl er sie selbst gebraucht hat, kann es sich treffen, daß uns der Sinn eines Traums unmittelbar klar wird, noch vor allen Bemühungen um die Traumdeutung, sobald wir nur den Traumtext gehört haben, während der Träumer selbst noch vor einem Rätsel steht. Aber über die Symbolik, unser Wissen von ihr, die Probleme, die sie uns bietet, habe ich schon in den früheren Vorlesungen so viel erzählt, daß ich mich heute nicht zu wiederholen brauche.

Das ist also unsere Methode der Traumdeutung. Die nächste, wohlberechtigte Frage lautet: Kann man mit ihrer Hilfe alle Träume deuten? Und die Antwort ist: Nein, nicht alle, aber doch soviele, daß man der Brauchbarkeit und Berechtigung des Verfahrens sicher ist. Aber warum nicht alle? Die neuerliche Antwort hat uns etwas Wichtiges zu lehren, was bereits in die psychischen Bedingungen der Traumbildung einführt: Weil sich die Arbeit der Traumdeutung gegen einen Widerstand vollzieht, der von unscheinbaren Größen bis zur Unüberwindlichkeit – wenigstens für unsere jeweiligen Machtmittel – variiert. Die Äußerungen dieses Widerstandes kann man während der Arbeit nicht übersehen.

Empfohlene Zitierweise:
Sigmund Freud: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Wien 1933, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Freud_Neue_Folge_der_Vorlesungen_zur_Einfuehrung_in_die_Psychoanalyse_1933.pdf/18&oldid=- (Version vom 21.5.2018)