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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2

wahr; was ich früher gesagt habe, ist wahr: Ich kenne Herrn Sternberg nicht, ich habe mit ihm nichts zu tun gehabt.“ – Der Vorsitzende hielt der Zeugin vor, daß es doch ungeheuerlich sei, wenn sie nun wieder gerade das Gegenteil von dem sage, was sie früher behauptete. – Zeugin Ehlert: Ich hätte die Beschuldigungen gegen Sternberg auch nicht erhoben, wenn nicht Herr Stierstädter in mich gedrungen hätte, zu sagen: Sternberg ist es. – Vors.: Wie sollte denn Herr Stierstädter dazu gekommen sein? – Zeugin: Er sagte, ich kriege Geld, wenn ich so aussage. – Vors.: Das glauben Sie doch wohl selber nicht. Herr Stierstädter ist ein doch nicht übermäßig besoldeter Beamter, und der Staat macht es doch nicht so wie andere Leute, daß er Leuten für ihre Aussagen Geld verspricht. Wir leben doch in Preußen! – Zeugin: Herr Stierstädter hat mir gesagt, er würde in eine höhere Stelle kommen und mir dann von seinen größeren Einkünften Geld geben. – Vors.: Das wollen Sie uns glauben machen? – Zeugin: Ich sage jetzt die Wahrheit: Herr Sternberg ist nie mit mir zusammen gewesen und hat nie Unzüchtigkeiten mit mir begangen. – Vors.: Da müßten Sie also früher dem Gerichtshof direkt dreist in das Gesicht gelogen haben. – Zeugin: Meine Mutter war ja auch noch dabei, als Herr Stierstädter mir zuredete. – Vors.: Ihre Mutter soll geisteskrank sein, diese können wir also nicht vernehmen. Warum haben Sie das, was Sie heute gegen Herrn Stierstädter behaupten, nicht früher ausgesagt? – Zeugin: Ich wollte Herrn Stierstädter keine Unannehmlichkeiten machen. – Stierstädter erklärte die Behauptung der Zeugin für absolut falsch und erfunden. Die Ehlert behauptete mit erhobener Stimme und besonderem Nachdruck: Es ist doch wahr! Sie haben ja auch gesagt, ich solle meinen Vater aufhetzen, daß er den Strafantrag stellt. – Stierstädter: Das ist nicht wahr! – Zeugin Ehlert (sehr laut): Es ist doch wahr! – Der Vorsitzende verbat sich den brüsken Ton und drohte mit einer Ordnungsstrafe. – Der Vorsitzende hielt der Zeugin Ehlert wiederholt vor,

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 2. Hermann Barsdorf, Berlin 1911, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_2_(1911).djvu/279&oldid=- (Version vom 31.7.2018)