Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6 | |
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war daher genötigt, wenn er Geschäfte machen wollte, in Lokalen wie „Café Opera“ und „Café Westminster“ zu verkehren. In diesen Cafés hat mindestens jeder dritte Mann eine geladene Schießwaffe. – Vors.: Knitelius hatte auch, als er im „Café Westminster“ verhaftet wurde, die geladene Browningpistole bei sich? – Zeuge: Jawohl. – Vors.: Nun, Nitter, Sie werden schon gemerkt haben, daß Ihre Behauptung, Sie haben den Einbruch in der hiesigen Hirsch-Apotheke nicht mit Knitelius, sondern mit dem „schwarzen Artur“ zusammen begangen, keinen überwältigenden Eindruck gemacht hat. – Zeuge: Ich weiß, daß man mir nicht glaubt, ich muß aber meine Behauptung aufrechthalten. – Vors.: Sie sagen: Knitelius war wohl in Magdeburg, er hat sich aber an dem Einbruch in der Hirsch-Apotheke nicht beteiligt, das war der „schwarze Artur“? – Zeuge: Jawohl. – Auf Auffordern des Vorsitzenden schilderte Nitter in ausführlicher Weise, was er am 25. Oktober 1908 in Magdeburg bis zum Einbruch in die Hirsch-Apotheke getan habe. – Nitter teilte bei dieser Gelegenheit mit, daß er gegen drei Uhr nachmittags mit dem „schwarzen Artur“ in seiner hiesigen Wohnung in der Anhaltstraße zusammen war. – Schneidermeister Berigk und Tochter bekundeten auf das bestimmteste, daß ein Mann an jenem Sonntagnachmittag Nitter nicht besucht habe. – Vert. R.-A. Dr. Boré: Nitter, Sie haben drei verschiedene Angaben gemacht. Zuerst sagten Sie, Sie haben mit einem Unbekannten den Einbruch in die Hirsch-Apotheke begangen, von dem Sie nur wissen, daß er mit Vornamen Fritz heißt. Alsdann haben Sie Knitelius als Mittäter angegeben, und darauf haben Sie gesagt: Knitelius war nicht Ihr Komplice, sondern der Ihnen aus Berlin bekannte „schwarze Artur“. Ich bin nun von Knitelius ersucht worden, Sie zu bitten, der Wahrheit vollständig die Ehre zu geben und auch zu gestehen, daß Knitelius nicht in Magdeburg war. – Nitter schwieg. – Vert.: Wollen Sie nicht vollständig
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 6. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_6_(1912).djvu/42&oldid=- (Version vom 3.12.2022)