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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

Behrendt lenkte. Ich ermittelte, daß Behrendt nicht, wie er behauptete, an jenem Abend zu Hause, sondern bei Stenzel gewesen sei und daß er der erste gewesen, der aussprach: „Den Mord können nur die Juden begangen haben.“Vors.: Das waren bloß Gerüchte? — Zeuge: Ja. Den Arbeiter Mankowski konnte ich zunächst nicht vernehmen, da dieser auf Außenarbeit war. Inzwischen erzählte mir der Besitzer Hoffmann, er habe dem Angeklagten bei Gelegenheit der Obduktion des Ermordeten gesagt: Man hat in Berlin einen Apparat, wonach man das Auge des Ermordeten photographieren und dadurch die Person des Mörders erkennen könne. Behrendt sei infolgedessen furchtbar erschrocken, sei leichenblaß geworden und habe laut gestöhnt. Einige Zeit darauf habe Behrendt in Czerwinsk ein Schwein gekauft und gesagt: das Schwein wird sich hoffentlich gut schlachten. Darauf habe der betreffende Schweineverkäufer gesagt: Behrendt, ich möchte Ihnen raten, schlachten Sie nur immer Schweine, aber nicht Menschen. Behrendt sei infolgedessen leichenblaß geworden. Am Abende vor dem Morde soll Behrendt ein Rind gekauft, aber erst einige Tage später abgeholt haben. Ursprünglich habe Behrendt gesagt: er wolle das Rind „koscher‘ schlachten; als ihn jedoch die Frau des Gutsbesitzers Kegler, von dem er das Rind gekauft, bei der Abholung des Rindes fragte: Nun, werden Sie das Rind „koscher‘‘ schlachten? habe Behrendt in großer Erregung geantwortet: Nein, ich schlachte nicht mehr koscher, ich will mit den Juden absolut nichts mehr zu tun haben. Behrendt sei außerdem so sehr niedergeschlagen gewesen, daß Frau Kegler zu ihrem Manne sagte: Niemand anders als Behrendt ist der Mörder. Ich ließ mir nun Zilinski kommen; dieser sagte mir: Mankowski habe gelogen. Ich fuhr alsdann nach Culmsee und ließ mir Mankowski kommen. Dieser sagte mir zunächst: er habe am fraglichen Morgen Hermann Josephsohn getroffen. Als ich ihn hierauf fragte, ob er schon zur Osterbeichte gewesen, rief er aus:

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/107&oldid=- (Version vom 4.4.2023)