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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

als Fleischer tätig gewesen. — Tierarzt Dr. Hertel: Die Möglichkeit, daß dieser Zeuge die Operation vollführt haben kann, erachte ich auch nicht für ausgeschlossen. — Bauersmann Zilinski: Ich kenne den Behrendt seit etwa sechs Jahren; soviel ich mich erinnere, habe ich ihn höchstens ein einziges Mal gesprochen. Die Familie Mankowski kenne ich wohl, ich komme mit dieser aber gar nicht zusammen. Ich habe den Mankowski nicht beeinflussen wollen. Ich habe das erste Mal mit Johann Mankowski auf dem Amtsgericht zu Culmsee gesprochen, aber nur zu ihm gesagt: „Wenn du meinst, du hast Josephsohn getroffen, dann mußt du es sagen.“ Blumenheim ist einmal bei mir gewesen und hat mich aushorchen wollen, da wollte ich aber sehen, ob ich aus dem Juden etwas herausbekomme. Es ist unwahr, daß ich gesagt, ich könne bewirken, daß Hermann Josephsohn schon morgen aus der Haft entlassen werde oder im Gefängnis verfaulen müsse. Ich habe allerdings dem Kriminalkommissar Höft gesagt: „Mankowski hat gelogen!“ weil ich nicht wußte, daß Höft Polizeikommissar ist. Letzterer forderte mich auf, mit ihm nach Culmsee zu fahren, er werde mir die Reise bezahlen. Ich sagte zu dem Kommissar: „Sie wollen doch nicht, daß ich ein falsches Zeugnis abgebe. 1 Mark gab mir Höft und 2 Mark gaben mir die Juden zur Reise. Unterwegs sagte mir Höft: „Sagen Sie nicht fortwährend auf die Juden, die sind es nicht gewesen, sondern sagen Sie auf Behrendt.‘“ — Kriminalkommissar Höft (in großer Erregung): Ich versichere auf meinen Eid, daß diese Angaben des Zeugen vollständig erdichtet sind. Ich habe zunächst dem Zeugen gesagt: Ich bin der Kriminalkommissar Höft aus Berlin und bin von dem Herrn Minister des Innern nach Skurcz geschickt worden, um den Mörder festzustellen; zweitens ist die Reise des Zilinski nach Culmsee selbstverständlich aus Staatsmitteln bezahlt worden und drittens habe ich mit dem Zeugen auf der Reise nach Culmsee über den Mord überhaupt nicht gesprochen. — Höft.:

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/112&oldid=- (Version vom 7.4.2023)