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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7

zu beschuldigen? — Zeuge: Ich war mit Josephsohn befreundet. — Vors.: Schöne Freundschaft das. (Heiterkeit.) — Im weiteren bekundete der Zeuge auf Befragen des Vorsitzenden: Josephsohn (Vater) nebst Frau seien eines Abends spät bei dem Thiessenschen Gasthof vorübergegangen. Da habe die Frau gesagt: „Wenn Hermann sich nur nicht ‚ausgeben‘ wollte." „Red’ nicht," habe der Mann eingewendet, „er wird sich nicht ausgeben, sondern sehr bald freikommen." — Josephsohn sen. nebst Frau bezeichneten diese Bekundung als unwahr. Dasselbe tat Hermann Josephsohn bezüglich der vorherigen Bekundungen des Schablewski. — Frau Kommissionär Hoffmann: Hermann Josephsohn habe einmal geäußert: den Onophrius Cybulla solle der Teufel holen. Im weiteren habe Hermann Josephsohn ihr einmal unsittliche Anträge gemacht und durchblicken lassen, als sollte sie oder wollte er ihren Mann beiseite schaffen. Sie habe ferner einmal gesehen, wie Hermann Josephsohn in sehr roher Weise ein Pferd geschlachtet und abgeledert habe, Hermann Josephsohn bestritt das. — Am dritten Verhandlungstage bekundete Dienstmädchen Czechelowska: Am 21. Januar 1884 sei sie auf einer Hochzeit gewesen und von dieser erst am folgenden Morgen gegen 5 Uhr zurückgekehrt. Gegen 61/, Uhr sei sie zur Mietsfrau gegangen und habe unterwegs den Briefträger Stürmer getroffen. In dessen Gesellschaft sei sie die nach Czerwinsk führende Chaussee entlang gegangen. In der Nähe der Wiese, unter deren Brücke die Leiche des Cybulla gefunden wurde, sei sie einem mittelgroßen starken Manne begegnet, den sie in der Dunkelheit nicht erkennen konnte. Es habe ihr geschienen, als hätte der Mann hohe Stiefeln angehabt und wäre mit einem grauen Pelz bekleidet gewesen. Die Hosen waren in die Stiefeln gesteckt. Der Mann habe eine Mütze getragen, von welcher Beschaffenheit die Mütze gewesen sei, wisse sie nicht. Das Gesicht des Mannes habe sie nicht sehen können, da er mit dem Kopfe gebückt

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Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 7. Hermann Barsdorf, Berlin 1912, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_7_(1912).djvu/95&oldid=- (Version vom 2.4.2023)