Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 8 (1913).djvu/19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

sei er von einem heftigen Unwohlsein befallen worden. Er habe seine Frau und seine Schwiegermutter aufgefordert, mitzuessen. Diese haben aber geantwortet: Wir haben schon gegessen, das ist dein Anteil. Sein Bruder erzählte ihm noch: Er habe in den Füßen derart das Gefühl verloren, daß, als er einmal in Holzpantoffeln durch den Schnee gegangen sei, er diese von den Füßen verloren habe, ohne es zu merken. Er war so schwach, daß er einmal plötzlich im Hausflur umgefallen sei. Sein Bruder habe gesagt: Die Weiber müssen mir etwas eingegeben haben. Die sind so verliebt in die Hexerei, daß ich ihnen schon zutraue, sie haben mir etwas ins Essen getan. – Frau Grötsch, geb. Panneck, Schwester des Vorzeugen, bestätigte im wesentlichen die Bekundung ihres Bruders. – Besitzer Adolf Panneck erklärte: Er wolle gegen seine Schwägerin nicht Zeugnis ablegen. – Am zweiten Verhandlungstage wurde der Fall Wiescholleck verhandelt. Wiescholleck war bekanntlich der vierte Gatte der Angeklagten, der auch durch Arsenik vergiftet sein sollte. Gutsbesitzer Braun bekundete auf Befragen des Vorsitzenden als Zeuge: Er kannte den verstorbenen Wiescholleck sehr genau. Er traf mit ihm häufig auf Genossenschaftsversammlungen und ähnlichen Gelegenheiten zusammen. Wiescholleck hatte seiner Militärdienstpflicht beim 8. Ulanenregiment in Lyck genügt. Er war ein kräftiger, gesunder Mann. Er habe ihm aber oftmals geklagt, daß ihn seine Frau sehr schlecht behandle. Wiescholleck erzählte ihm: Wenn er krank sei, dann werde er von seiner Frau nicht nur nicht gepflegt, sondern sogar geschlagen. Seine Frau gehe einfach tagelang fort, koche ihm kein Essen und lasse ihn hilflos liegen. Im letzten Jahre seines Lebens seien dem Wiescholleck die Füße angeschwollen. – Vors.: Haben Sie das selbst gesehen? – Zeuge: Jawohl. – Gemeindevorsteher Cibulski: Wiescholleck habe ihm oftmals über schlechte Behandlung seiner Frau geklagt. – Vors.: Hat der Mann auch gesagt, daß ihn seine

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/19&oldid=- (Version vom 22.12.2023)