Seite:Friedlaender-Interessante Kriminal-Prozesse-Band 8 (1913).djvu/29

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8

fünfte Ehemann und womöglich noch ein sechster von ihr vergiftet worden wäre, wenn nicht der Angeklagten noch rechtzeitig das Handwerk gelegt worden wäre. Der Erste Staatsanwalt beleuchtete alsdann in eingehender Weise die einzelnen Straftaten der Angeklagten. Ich will nicht so weit gehen, so etwa fuhr der Erste Staatsanwalt fort, daß die Angeklagte, als sie den 21jährigen Bachur heiratete, von vornherein den Beschluß gefaßt hatte, den Mann durch Gift aus der Welt zu schaffen. Wäre das der Fall, dann wäre ja die Angeklagte eine menschliche Bestie. Aber nach einigen Jahren, da kam sie zu dem Entschluß, ihren Ehemann aus der Welt zu schaffen. Diesen Entschluß führte sie sehr bald aus. Es verging nur eine kurze Zeit, da heiratete sie einen zweiten Mann, den Kempka. Dieser erfreute sich nicht lange der ehelichen Gemeinschaft. Nach kaum fünf Monaten war auch Kempka beseitigt. Nun kam der dritte, Namens Panneck. Dieser war ein ganz besonders kräftiger, gesunder Mann. Panneck war Ulan. Er sagte: Die Frau hat schon zwei Ehemänner um die Ecke gebracht, bei mir soll es ihr aber nicht gelingen. Allein es dauerte nicht lange, da war auch Panneck um die Ecke gebracht. Allerdings, es ist in den Leichenteilen des Panneck kein Arsenik, sondern nur Kupfer gefunden worden. Die Sachverständigen haben jedoch erklärt: sie halten es für sehr wahrscheinlich, daß auch Panneck mittelst Arsenik vergiftet worden ist. Da aber hierbei Zweifel aufgetaucht sind, so will ich bezüglich dieses Falles die Anklage wegen vollendeten Mordes fallen lassen und nur wegen versuchten Mordes das Schuldig beantragen. Der vierte Ehemann, Wiescholleck, hat längere Zeit standgehalten, aber auch dieser mußte schließlich sein Leben lassen. In der Leiche des Wiescholleck wurde so viel Arsenik gefunden, daß er notwendigerweise sterben mußte. Der Erste Staatsanwalt erinnerte an die verschiedenen Zeugenaussagen, die mit zwingender Notwendigkeit für die Schuld der Angeklagten sprechen. Der Beweggrund der Angeklagten

Empfohlene Zitierweise:
Hugo Friedländer: Interessante Kriminal-Prozesse von kulturhistorischer Bedeutung, Band 8. Hermann Barsdorf, Berlin 1913, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedlaender-Interessante_Kriminal-Prozesse-Band_8_(1913).djvu/29&oldid=- (Version vom 31.12.2023)