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8, 1), in Jesu (Kol. 2, 6), im Lichte (1. Joh. 1, 7), „würdiglich dem HErrn zu allem Gefallen (Kol. 1, 10), „Ihm nach, wie Er“ (1. Joh. 2, 6), Ihm nachfolgen: 1. Petr. 2, 21; Matth. 10, 38; Joh. 10, 27 (wie Schafe dem guten Hirten), „Wandeln in seinen Geboten“ (Ezech. 36, 27). Die Heiligung heißt auch der neue Gehorsam (Conf. Aug. VI); 1. Petr. 1, 22: Machet eure Seelen keusch im Gehorsam der Wahrheit; Hebr. 5, 9; 2. Kor. 10, 6; 2. Kor. 2, 9; Röm. 6, 17. Unsträflich, unbefleckt sein (Eph. 1, 4); unbescholten, ἀνέγκλητος (1. Kor. 1, 8).


3. Zusammenwirkende Ursachen.

 Bei der Heiligung redet man von einer gratia cooperans. Gott der heilige Geist wirkt sie, 1. Thess. 5, 23. Aber der neue Mensch wirkt mit und zwar mit den empfangenen neuen Lebenskräften, nicht mit den natürlichen, Conc. Form. Epit. II, pag. 526, 17, nicht selbständig, so daß er irgendwo und wann der Mitwirkung entbehren könnte, pag. 604, 65; Phil. 2, 13. „Ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie alle, nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die in mir ist,“ 1. Kor. 15, 10. Es ist demnach die Heiligung auch anzusehen nach der einen Seite als eine Entfaltung der Keime des geistlichen Lebens, als ein Wachstum (αὐξάνεσθαι) 2. Petr. 3, 18; Kol. 1, 10. 11; Eph. 4, 15. 16; 1. Petr. 2, 2, und Zunehmen περισσεύειν), 1. Kor. 15, 58, des geistlichen Lebens, daher auch von verschiedenen geistlichen Altersstufen (1. Joh. 2, 12–14) die Rede ist, von jungen Kindern, Säuglingen (βρέφη – 1. Petr. 2, 2; νήπιος – Hebr. 5,13; 1. Kor. 3,1; Eph. 4, 14), von einem Mannesalter in Christo, Eph. 4, 13. Solches Zunehmen hat zur Folge einen Reichtum und Überfluß und eine Fülle an Kräften und Gaben, 1. Tim. 1, 14; Phil. 1,9; 2. Kor. 8, 9; 1. Kor. 1, 5; Eph. 3, 19, nach dem Grundgesetz: „Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe,“ Matth. 25, 29. Wer nicht wächst, der nimmt ab und verliert auch das, was er hat.

 Von der andern Seite ist die Heiligung anzusehen als eine ernste Arbeit, welche die Anstrengung aller Kräfte erfordert (Phil. 2, 12: κατεργάζεσθαι; Tit. 2, 14: ζηλωτής), ferner Eifer in guten Werken, 2. Petr. 1, 5 (σπουδὴ πᾶσα); Hebr. 4, 11; Luk. 13, 24 (Ringen). Die Meinung, daß volle Heilung, d. h. sofortige Vollendung der Heiligung, durch einen entsprechenden Glaubensakt möglich sei – Verwandtschaft mit dem Methodismus darin erkennbar – scheitert an dem wachstümlichen Charakter der Heiligung. Zuzugestehen ist, daß Gott die