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schwerem Seufzen nach Erlösung, v. 24. Er muß die Sünde, resp. ihre Reizung, auch ihre Übereilung leiden, solange er in diesem Leibe der Sünde und des Todes ist, weiß sich aber dennoch frei von der Herrschaft der Sünde und kann triumphierend sagen: „Ich danke Gott durch Jesum Christum, unsern HErrn.“ Doch ohne die Gnade käme er aus innerem Widerspruch nicht heraus. Die Sünde ist noch in ihm, aber sie kann ihm nicht schaden, denn er wandelt nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist, Röm. 8, 1. Daraus erwächst dem Christen die Aufgabe, das Fleisch, die innewohnende Sünde, den alten Menschen zu töten und einen Vernichtungskampf gegen ihn zu führen und sich davon loszumachen, Röm. 8, 13: „durch den Geist des Leibes Geschäfte töten“; Kol. 3, 5. Die Glieder auf Erden, d. h. die in ihnen wohnenden Lüste, Matth. 18, 8. Es sind das die Kanaaniter im Land, die nicht leben bleiben dürfen, wenn sie nicht Gefahr bringen sollen, Richt. 2, 3. Wir sollen das Fleisch kreuzigen, Gal. 5, 24; Röm. 6, 6, der Sünde absterben, Röm. 6, 2; 1. Petr. 2, 24. Dazu führt uns die Gemeinschaft mit Christo, nämlich in die Gemeinschaft seines Kreuzes und Todes, Röm. 6, 3. Wir sind in seinen Tod getauft, c. 6, 4, 5. In der Taufe ist der Anfang gemacht mit dem Tode des alten Menschen, vgl. Luthers Auslegung der Bedeutung der Taufe. Daraus ergibt sich für uns die Pflicht, daß der alte Mensch durch tägliche Reue und Buße soll ersäuft werden und sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten. Damit ist uns gezeigt, wie das Ertöten geschehen muß, und die Notwendigkeit der täglichen Reue oder Buße oder der fortgehenden Bekehrung. Wenn wir den alten Adam schonen und ihn leben lassen, so bringt er uns den Tod, Röm. 8, 13. Aber auch auf weniger gewaltsame Weise müssen wir daran arbeiten, den alten Menschen, nämlich seine Untugenden, abzulegen, auszuziehen und dagegen den neuen anzuziehen, 1. Tim. 4, 8 (?); cf. Aug. 26, 33–39. Das Meiste thut das auferlegte Kreuz, Aug. 26. 30. –

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 Insofern die Sünde eine Krankheit ist, die in unsere ursprünglich gesunde Natur eingedrungen ist, Jes. 53, 4 (vitium seu morbus originis, Conc. Form. pag. 534), sofern sie ein Gift und Verderbnis ist, das unsrer Natur anhaftet, Röm. 7, 17; Hebr. 12, 1, und uns den Tod bringt, Röm. 6, 23, müssen wir durch Gottes Gnade davon geheilt werden, was eben in der Heiligung geschieht. Jesus ist unser Arzt, Matth. 9, 12, seine Wunden machen uns heil, 1. Petr. 2, 24; er heilt alle unsre Gebrechen, Ps. 103, 3; Hebr. 12, 13. Ganz allmählich genesen wir