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zum Leben, Ps. 80, 4; Röm. 6, 13. Vgl. die Blätter an den Lebensbäumen, Apok. 22, 2. Das Volk Israel bei Jes. 1 ist ein Bild der kranken Menschheit. Daher gehört auch unsre Schwachheit, Hebr. 4, 15; 5, 2; Matth. 8, 17. Rühren wir seines Kleides Saum, sein Wort und Sakrament, so werden wir gesund und genesen zum Leben, Joh. 6, 54.

 Mit dieser inneren Sündenkrankheit hängen auch unsre äußeren Leibeskrankheiten und mancherlei Übel zusammen, deren Heer dem Heere unsrer Sünden auf dem Fuße folgt, die aber der HErr als Mittel zu unsrer Heiligung benützt, namentlich zur Ertötung der Sünden, 1. Petr. 4, 1. Dies geschieht aber nur, wenn wir die Leiden aus Gottes Hand annehmen und Gott die Ehre geben. Andrer Art sind jedoch die Leiden, welche uns um unsrer Zusammengehörigkeit mit Christo willen treffen. Sofern der Christ der Herrlichkeit des HErrn teilhaftig werden will, muß er mit Christo leiden und in die Gemeinschaft seines Leidens eingehen, Röm. 8, 17. Sie dienen zu unsrer Vollendung. Durch die inneren und äußeren Leiden, durch den fortwährenden Kampf mit der verderbten Natur und der uns umgebenden sündigen Welt und durch das mannigfaltige innere und äußere Wehe, das uns daraus erwächst, sollen wir von der Sünde und der Welt (Gal. 6, 14) geschieden werden, darin eben besteht die Heiligung. Ein reichlicher Ersatz für die Leiden dieser Zeit liegt in dem göttlichen Trost, der uns geboten wird, 2. Kor. 1, 3. 4. 5. 7; 7, 4, aus dem die heilige Geduld erwächst, Hebr. 10, 36; Kol. 1, 11; Luk. 21,19, die alles überwindet, Röm. 8, 35 ff., und die Hoffnung, Röm. 8, 18, welche eine reinigende und heiligende Kraft hat, 1. Joh. 3, 3, weil sie eine himmlische Gesinnung wirkt, die der mächtigste Hebel für die Gottseligkeit ist, 1. Petr. 2, 11; Kol. 3, 2.


6. Die Heiligung oder Erneuerung des Menschen nach seinen Hauptbestandteilen

und Grundkräften, nach Seele und Leib, oder nach seinem Gesamtorganismus. Die Erneuerung beginnt beim Zentrum und geht auf den Umkreis. Das Zentrum ist das Herz, Ezech. 36, 26; Ps. 51, 12. Ebenso wird der Geist erneuert, nachdem er durch die Vereinigung mit dem heiligen Geist wiedergeboren ist, Ezech. 36, 26; Ps. 51, 12; Eph. 4, 23; (ἐν πνεύματι τοῦ νοός). Der Geist aber ist das Selbstbewußtsein des Menschen, der innerste Kern seiner Persönlichkeit, verbunden mit dem Vermögen, sich selber zu bestimmen.