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Rückkehr zu Gott ist auch da noch nicht unmöglich; denn auch da ist nicht die Gnade, sondern es sind die Gnadenwirkungen verloren, aber diese Rückkehr ist schwer. Jer. c. 3.

 5. Die Steigerung des Bösen besteht in dem förmlichen Abfall von Gott. Dadurch wird die Sünde und der Mensch teuflisch und sein ganzes Wesen. Er wird ein Knecht des Teufels und dient ihm und kommt dafür in seine Gewalt. Der Mensch kann aber selber zum Teufel werden, indem er sich förmlich an den Bösen hingibt, sich ihm verschreibt, einen Bund mit ihm macht (Zauberer). Gesteigerter noch ist die Sünde, wenn der Mensch nach innen ein Teufel ist und nach außen den Schein der Frömmigkeit zeigt. Das sind die Bastardgestalten, wie Judas Ischarioth. Das alles sind Todsünden, welche hoffnungslos sind, weil die sittliche Zerstörung des Menschen in das innerste Heiligtum seiner Person, seines Gewissens, des Organs für das Göttliche und Sittliche eintritt. Die Spitze von allen Sünden, die alle vorhergehenden Grade schon in sich enthält, ist die Sünde gegen den heiligen Geist, oder Lästerung gegen den heiligen Geist, welche weder in der Zeit noch in der Ewigkeit vergeben werden kann. Mit ihr ist nicht allein der Verlust der Gnadenwirkungen, sondern der Gnade selbst gesetzt und zwar unwiederbringlich. Da wird Finsternis zum Licht und Licht zur Finsternis, das Heilige zum Spott. Hier tritt der terminus gratiae früher ein, als mit dem Lebensende, während für gewöhnlich die Dauer der Gnadenzeit mit Recht als bis zu demselben sich erstreckend gedacht wird, cf. Hebr. 12, 17; 10, 26. 29; 6, 4–6; Luk. 12, 10; Matth. 12, 32; Mark. 3, 28; 1. Joh. 5, 16–17.


Exkurs über die Sünde wider den heiligen Geist.

 1. Man kann sagen, jede Sünde des Wiedergebornen ist ein Schritt zur Sünde wider den heiligen Geist, denn das Willentliche des sündlichen Handelns, das ἑκουσίως ἁμαρτάνειν ist bei jeder Sünde der Fall, die leiseste und kürzeste Zustimmung zu einer Sünde kann nicht ohne Einwilligung des Willens geschehen. Auch ist jede willentliche Sünde eine Betrübung des heiligen Geistes, eine Sünde wider den heiligen Geist. Aber dennoch sehen wir, daß die Schrift die Sünde wider den heiligen Geist aus der Reihe der anderen heraushebt und für einzigartig erklärt.

 2. Gewiß ist, daß die Sünde wider den heiligen Geist von dem natürlichen Menschen, d. h. der außerhalb der Gnade steht, nicht begangen werden kann, wiewohl andererseits zu viel gesagt