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sollen zum Ebenbild Gottes erneuert werden. Das ist ihre ewige Bestimmung.

 Aber die zeitliche Bestimmung und Lebensaufgabe ist eine verschiedene. Der Mann hat einen andern zeitlichen Lebenszweck als das Weib. Darnach hat die göttliche Weisheit den Leib und in gewissem Sinne auch die Seele verschiedentlich eingerichtet. Daraus ergeben sich die Eigentümlichkeiten beider Geschlechter, die sich gegenseitig ergänzen. In der Vater- und Mutterschaft ist die ganze Eigentümlichkeit ausgesprochen. Wenn den Mann energischer Wille und Thatkraft ziert, so ist hingebende Milde, zarter Sinn und Anmut die Zierde des Weibes; wenn dort der Verstand voransteht, so herrscht hier das Gefühl vor; wenn der Mann mutiger ist, so ist das Weib klüger; wenn der Mann fürs öffentliche Leben geschaffen ist, so ist das Weib für die Stille des Hauses geschaffen. Wenn der Mann die Sorge des Erwerbes hat, so hat das Weib die Aufgabe, das Erworbene in edler Häuslichkeit zusammenzuhalten. Gilt es dem Manne, ein Leben in hartem Kampf zu bestehen, so ist es des Weibes Sache, in stiller Geduld und Sanftmut die Widerwärtigkeiten und die Last des Lebens mit dem Manne zu tragen und in den ermüdenden täglichen Geschäften frisch zu bleiben.

 Es hat jedes von beiden Geschlechtern auch seine besondern Schwächen und Gebrechen. Sündigt der Mann durch harte Behandlung, so sündigt das Weib nicht weniger mit der stechenden Zunge. Ist der Mann zu schweigsam, so ist das Weib zu zungenfertig. Das Weib ist leidenschaftlicher als der Mann, auch leichter verführt als er, es artet schlimmer aus, es kann leichter zum Teufel werden. Oft tauschen zu beider Schande die Geschlechter ihre Rollen, der Mann ist weibisch, und das Weib ist männisch (Karikatur). Die Sünde hat beide Geschlechter entstellt, und zwar besonders ihr gegenseitiges Verhältnis.

 Christus hat beide Geschlechter und damit die ganze Menschheit zu Ehren gebracht; indem er selbst Mensch geworden ist, hat er die Ehre des Mannes wiederhergestellt. Dadurch, daß er aus dem Leib eines Weibes seine Menschheit nahm, hat er die Ehre des Weibes wiederhergestellt. Er hat die Frauen geehrt wie die Männer, indem er diese wie jene erwählte zu seinen Jüngern und Nachfolgern. Die Frauen zeichnete er um ihrer größeren Treue am Kreuz willen dadurch aus, daß er ihnen nach seiner Auferstehung eher erschien als den Männern. In Christo haben beide Geschlechter ihr Ideal und Vorbild,