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Christus mit seiner Gemeinde, der Kirche, steht, ein tiefes Geheimnis, Eph. 5, 30. 32. Schon im Alten Testament begegnet uns dieses Verhältnis Gottes zu Israel, Hosea 2, 19. Alle Untreue gegen Jehova, namentlich die Abgötterei, ist Ehebruch und Hurerei, Ezech. 16. Das Hohelied ist eine ganz wunderliebliche Weissagung auf dieses Geheimnis und zugleich die reinste, idealste Auffassung ehelicher und bräutlicher Liebe. Es ist eine Ausführung des 45. Psalms. In diesem Vorbilde liegen alle christlichen Anforderungen an die christlichen Eheleute. Sie sollen ebenso lieben, so völlig, so ausschließlich und unauflöslich, so heilig und heiligend, wie Christus seine Gemeinde liebt. (Löhe Hausbuch I, 6. Gebot; Eph. 5, 22–27.)

 f. Glück und Wehe des Ehestandes. Unter den irdischen Glücksgütern gibt es kaum ein höheres als das häusliche Glück eines reinen und christlichen Ehestandes. Es ist beschrieben Psalm 127 und 128. Ein Sprichwort sagt: „Eigner Herd ist Goldes wert.“ Eine edle Häuslichkeit, die aber wie ein Garten mit Fleiß von beiden Eheleuten gepflegt werden muß, ist eine unerschöpfliche, nie versiegende, immer erfrischende Quelle der reinsten Freuden. Im Schoß der Familie ruht der Mann aus von des Tages Last und Hitze und findet Erquickung in den Stürmen und Leiden dieses Lebens, und eben darin eine Quelle neuen Mutes und neuer Kraft. Die häusliche Gemeinschaft belohnt das Weib für die ermüdenden häuslichen Geschäfte, für das Unbedeutende und Einerlei ihres Berufs. Sie findet darin Erhebung und Stärkung für ihre beschwerliche Lebensaufgabe. Hier findet sich die einfachste, edelste und wohlfeilste Form der Geselligkeit. Aus dem Schoße des Familienlebens entspringen die edelsten und schönsten Tugenden, wie auch darin der mächtigste Schutz gegen Gemeinheit und Entartung des Menschen liegt. Das Familienleben besserer Art ist der fruchtbarste Boden für die Erziehung des nachfolgenden Geschlechts. Es gibt für die Eltern keine größere Befriedigung und kein größeres Glück, als wenn es ihnen gelingt, ihr Haus zu bauen und wenn alle Familienglieder gedeihen. Nirgends kehrt auch der Herr Christus lieber ein, nirgends nimmt er lieber bleibende Wohnung als im Kreise einer christlichen Familie.

 Die Ehe hat aber auch ihr Wehe. „Ehestand – Wehestand.“ Es wird den angehenden Eheleuten das Kreuz angekündigt, und sie machen darin reichliche Erfahrung. Es sind nicht bloß die Wehen, die dem Weibe bei der Geburt, und die Sorgen und Nöte der Arbeit, die dem Manne im Paradies angekündigt sind. Es entspringen tausenderlei