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bestimmten Gegenstand und der gemeinsame Zweck. Die vereinenden Zwecke können mehr idealer Natur sein, wie in den vorstehenden Fällen, aber auch mehr materieller, wie in Handelsgesellschaften, Versicherungsgesellschaften. Solche Verbindungen sollen dienen und dienen zu leichterer Erreichung der der Menschheit gesetzten Aufgaben; sie werden aber oft von persönlicher Selbstsucht mißbraucht und verkehrt geleitet. –

 Zum andern ist hier noch, wie oben gesagt, die Frage nach dem Verhältnis des Christen zu den der Menschheit gehörigen Gütern und den ihr gestellten Aufgaben zu behandeln. Die Erde ist der gemeinsame Wohnsitz und Besitz der Menschheit. Sie umschließt eine Fülle von Gütern, deren sich der Christ als Gottesgaben freuen kann und die er genießen darf.

 Hieher gehört aller Naturgenuß, der dem Christen nicht versagt ist; die Welt ist Gottes Schöpfung geblieben, obgleich sie durch die Sünde verderbt ist. Es gilt da gegen die pietistische Verkümmerung der Freude an der Welt als Gottes Welt Verwahrung einzulegen. Von der Welt, sofern sie von Gott abgefallen ist, gilt freilich das Wort des Apostels: „Habt nicht lieb die Welt etc.“ Andererseits ist die Welt mit dem, was in ihr ist, dem Menschen nicht bloß zum Genuß gegeben, sondern auch zum Objekt seiner Thätigkeit. Der Mensch hat die Aufgabe, durch fortschreitende Kulturarbeit den Beruf des Menschengeschlechts zur Weltherrschaft zu verwirklichen, die Erde sich immer mehr unterthan zu machen. Es gilt nun, auch nach dieser Seite hin das göttliche Ebenbild zur vollständigen Darstellung zu bringen. Daher steht der Christ der fortschreitenden Kulturarbeit und ihren Erfahrungen und Erfolgen, der in immer reicherem Maße eintretenden Erschließung aller natürlichen Hilfsquellen, der immer großartiger sich gestaltenden Verwertung der Naturkräfte in den großen Erfindungen der Neuzeit nicht mißtrauisch, gleichgültig oder gar bedauernd gegenüber. Der Christ darf aber nicht sein Herz an die Güter dieser Welt hängen. Es gilt hinsichtlich der Stellung zu allen diesen Gütern des menschlichen Gemeinschaftslebens das apostolische Wort: „Alles ist euer“; aber nicht ohne den Zusatz: „Ihr aber seid Christi“. Nur wenn man selbst Christi ist, kann man sich ein Eigentumsrecht auf alle natürlichen Dinge zuschreiben, und aller Genuß und Gebrauch der natürlichen Dinge ist dadurch normiert und beschränkt, daß man nicht dadurch in Gefahr kommt, die Zugehörigkeit zu Christo zu verlieren und aufzuhören ein Christ zu sein.

 Außerdem ist gemeinsamer Besitz und Thätigkeit der Menschen