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die Gewohnheit des Pharisäers Luk. 18, 12 gewesen, den Zehnten von allem, was er hatte zu geben, und es ist nicht dieses, sondern die pharisäische Gesinnung verwerflich. Auch der Apostel leitet zum methodischen Geben an, 1. Kor. 16, 2; die von ihm gesammelten Kollekten gehören ebenfalls hieher, Röm. 15, 26; 1. Kor. 16, 1. 2. Auch der HErr gibt den Armen, obwohl er selbst ein Gottesarmer ist, der von Wohlthaten lebt, Joh. 12, 5. 6; Tabea ist voller Almosen, Akt. 9, 36; Kornelius gibt reichlich, so daß es Gott bemerkte, Akt. 10, 2; die Gläubigen in Jerusalem, Akt. 4, 32 etc.; Tob. 2, 22; 4, 11; 12, 18; Sirach 3, 33, Stellen, die man sich erst zurecht legen muß wegen des übertriebenen Preisens und Lobens der Barmherzigkeit; Jes. 58, 6; Dan. 4, 24; Almosengeben erscheint verbunden mit der Erwählung der freiwilligen Armut durch Hingabe des Vermögens zu diesem Zweck. Empfohlen: Matth. 19, 21; Luk. 12, 33: „Verkauft, was ihr habt und gebt Almosen.“ Es ist dem Geben an die Armen ein großer Lohn verheißen, Luk. 16, 9 und andre Stellen; Luk. 19, 8 etc. ist es ein Beweis der Buße und zugleich Erstattung Unrechten Gutes. Auch ein zeitlicher Segen ist verheißen, Luk. 6, 38. Ein Sprichwort sagt: „Almosengeben armet nicht!“ Das Bemerkenswerte ist aber, daß die Almosen ein Kapital sind, das im Himmel angelegt ist und dort beständig Zinsen trägt. Übung ist nötig. Übung bringt auch hier selige Erfahrung.

 3. Hingabe an Gott durch fleißige freie Übung im Gebet.

 „Betet ohne Unterlaß“ sagt der Apostel 1. Thess. 5, 17; Eph. 6, 18; Luk. 18, 1 etc. Der Christ soll immer in betender Stimmung zu bleiben bemüht sein, auch unter den irdischen Berufsgeschäften. Aber das Gebet verlangt auch einen eigentlichen Ausdruck, geregelte Gebetszeiten, Gebetsstunden, Akt. 3, 1; 16, 25; Ps. 119, 164 u. 42, 9, und Bettage, Joel 1, 14; Jon. 3, 8; Dan. 6, 10, auch stehende Gebetsformeln, wie das Vaterunser, die Litanei, Psalter etc., neben freien Gebeten. Wer eine Formel nicht anerkennen will, wird selber unwillkürlich auf eine solche kommen. Das Gebet verlangt auch eine besondere Örtlichkeit, Matth. 6, 6. Mit einem Wort: es muß Methode in diese Bethätigung der Frömmigkeit kommen. Das Ziel ist, daß man mit Andacht beten lernt. Dazu ist Vorbereitung und Übung nötig; cf. Löhe, Sabbath und Vorsabbath. Das verlangt, daß man Zeit und Kraft darauf verwendet. Jesus betete die Nächte hindurch auf den Bergen, Luk. 6, 12; 9, 28; 11, 1; Hanna, Luk. 2, 37; Kornelius,