Seite:Friedrich Bauer - Christliche Ethik auf lutherischer Grundlage.pdf/286

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Akt. 10, 30. Die Asketen, Anachoreten, Mönche machten einen Lebensberuf daraus (St. Antonius) zu beten für sich und andere. Zulässig unter Umständen; cf. Hanna. (Die Prophetenschulen).

.

 Das Gebet im Namen Jesu. Hiefür kommen in Betracht die Stellen in den letzten Reden bei St. Johannes, Kap. 14, 13 u. 16, 23; in der letzteren Stelle wird es als das besondere Gebet des Neuen Testamentes bezeichnet. Was heißt im Namen Jesu beten? „Nichts anderes, denn daß wir vor Gott kommen im Glauben Christi und trösten uns mit guter Zuversicht, daß er unser Mittler sei, durch welchen uns alle Dinge gegeben sind, ohne welchen wir nichts denn Zorn und Ungnade verdienen, wie Paulus sagt zu den Römern 5, 2: Durch welchen wir auch einen Zugang haben im Glauben zu dieser Gnade. Das heißt recht in Christi Namen bitten, wenn wir uns also auf ihn verlassen, daß wir um seinetwillen werden angenommen und erhöret, nicht um unsertwillen.“ (Luther.) Also ein Beten im Glauben an das Verdienst Christi. Wenn der HErr seine Jünger auffordert in seinem Namen den Vater zu bitten, so gibt er ihnen damit zu verstehen, daß er in diesem Fall auf sie alle seine Würdigkeit, sein Verdienst, seine hohepriesterliche Herrlichkeit legen wolle und gibt ihnen die Versicherung, der Vater im Himmel werde sie ebenso ansehen, als käme er selbst, der wahre, ewige Hohepriester, der Sohn Gottes und des Menschen, er werde auch ihre Gebete als eitel Gebete seines eigenen Mundes, als hohepriesterliche ansehen. Dies Gebet im Namen Jesu war nicht möglich vor seinem Hingang zum Vater, nicht vor der Darbringung seines ewig gültigen Selbstopfers und dessen Annahme seitens des himmlischen Vaters. Mit seiner Himmelfahrt trat er die durch sein Opfer erworbene Ehre an, kam er in den Besitz des großen Namens, vor dem sich Erd’ und Himmel neigt und den auch der allerhöchste Vater ehrt. In dieser seiner Größe mußte er aber auch erkannt und gepredigt werden, wenn die Menschen dasjenige Vertrauen auf ihn sollten setzen können, in welchem allein man es wagen kann, Seines Namens Nennung als Beweggrund der Erhörung unserer Gebete vor Gott und Menschen anzuführen und betend zu gebrauchen. Nachdem er daher hingegangen und in seiner Herrlichkeit offenbar geworden war, bekannte Petrus: es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen sie sollen selig werden. Da beteten die Jünger im Namen Jesu. (Löhe.) – Das Gebet im Namen Jesu ist das eigentliche neutestamentliche Gebet, das Gebet des Christen, kein besonderes