Seite:Friedrich Bauer - Christliche Ethik auf lutherischer Grundlage.pdf/287

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

neben anderen, sondern eben das dem Christenstand entsprechende. Durch Christum mit Gott versöhnt kann der Christ nicht anders, als im Namen Christi beten: Alles, was ihr thut, in Worten und in Werken, das thut alles in dem Namen des HErrn Jesu, und danksaget Gott und dem Vater durch ihn, Kol. 2, 17. Durch ihn soll Gott dargebracht werden das Lobopfer, nämlich die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen, Hebr. 13, 15; überhaupt die geistlichen Opfer im geistlichen Hause, 1. Petri 2, 5. – Es ist ein Unterschied zwischen den Gebeten des Alten und Neuen Testamentes. Dort war der Abstand des Beters von seinem Gott ein größerer, als er hier ist, der Abstand des Geschöpfes von seinem Schöpfer; denn noch war nicht Immanuel erschienen, in dem Gott und Mensch, Schöpfer und Geschöpf sich geeinigt zur Einheit einer wunderbaren gottmenschlichen Person; noch war Gott der ferne, der im Himmel wohnende, nicht war er, wie jetzt in Christo, für uns ein naher, ein Menschen naher, Menschen freundlicher, zu Menschen sich herablassender Gott; jetzt sind wir ihm in Christo näher, und er ist uns näher in seinem lieben Sohn. Und zum andern: die Kluft war noch nicht überbrückt im Alten Testament, welche infolge der Sünde Gott und Menschen von einander scheidet. Die Sühne-Anstalt des Alten Testamentes konnte ja die Sühnung nur vorbilden, nicht geben, die Vergebung nur verheißen, höchstens vorausnehmen, nicht die vollbrachte Versöhnung und vorhandene Vergebung verkündigen. Nun aber ist die Versöhnung geschehen. Im Neuen Testament ist daher das Nahen zu Gott ein zuversichtlicheres, die Gewißheit der Erhörung eine freudigere; wir bitten Gott als die lieben Kinder ihren lieben Vater. – Es ist nicht so, wie wenn das Gebet im Namen Jesu erhörungskräftiger als ein anderes wäre, daß man in besonders dringenden Fällen zu ihm seine Zuflucht nehmen müßte; sondern der Christ betet immer auf Grund der Versöhnung, wie er denn auch an jeder Erhörung eine Bestätigung der geschehenen Versöhnung, eine Besiegelung des Evangeliums hat. Wie man in der Zeit der Verheißung Anrufung that im Namen Jehovahs, des Gottes der Verheißung, 1. Mose 12, 8, so betet man jetzt im Namen dessen, in welchem alle Gottesverheißungen Ja und Amen sind, Jes. 65, 16; 2. Kor. 1, 20. – Im Namen Jesu können und sollen wir um alles bitten, nicht bloß um Geistliches, sondern auch um Leibliches. Wir sollen ja auch alles, was wir nach dem Lauf des natürlichen Lebens zu thun haben oder thun dürfen, im Namen Jesu thun. Die Erlaubnis