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sie namentlich in gewissen Beziehungen Außerordentliches geleistet und sind eine Wohlthat der Kirche und ganzen Menschheit gewesen. Man denke nur an den Segen der Klöster unter den wilden Völkerschaften, die zur Zeit der Völkerwanderung ganz Europa und die bisherigen Sitze der Bildung überfluteten. Sie waren da die Bergungsstätten und Ausgangspunkte des Christentums und der Kultur. Aber das Mönchtum hat seine Zeit gehabt. Die greuliche Ausartung desselben am Ende des Mittelalters hat das Gericht über dasselbe gebracht durch das Licht des göttlichen Wortes. Was nachher in der römischen Kirche derartiges erscheint, ist mit Ausnahme der Orden, die sich dem Werke der Barmherzigkeit widmen, wie die barmherzigen Schwestern, ganz im Dienst der römischen Kurie und hat, wie der Jesuitenorden, einen ganz antichristlichen Charakter angenommen.

 In den protestantischen Kirchen treten in neuerer Zeit namentlich die Gesellschaften und Vereine hervor, die sich die Förderung des Reiches Gottes zum Ziele setzen, die Bibel- und Missionsvereine, die Vereine für Verbreitung von christlichen Schriften, die Armen- und Krankenvereine, die Diakonissenvereine, die Arbeiter- und Jünglingsvereine u. a. Diese Vereinigungen entsprechen den Bedürfnissen der Kirche, gehen aus dem Geist derselben hervor. Sie müssen eine gewisse Freiheit und Selbständigkeit haben und dürfen sich der Aufsicht des geistlichen Amtes nicht entziehen und müssen bekenntnistreu sein. Eine bureaukratische Leitung verträgt sich mit solchen Bildungen nicht. Wenn auch die entstandenen Bildungen selbst noch manche Mängel haben, so kann man doch die bedeutenden Leistungen derselben auf dem Gebiet der äußeren und inneren Mission nicht in Abrede stellen. Die Vereine haben ihre Schattenseiten, können zersetzend wirken, wenn sie bekenntnisuntreu sind und das geistliche Amt nicht respektieren. Aber auch abgesehen von diesen Mängeln, die sich vermeiden lassen, ist die Form der Vereine mit einer gewissen Äußerlichkeit behaftet. Die Zugehörigkeit wird meist nur durch die Teilnahme an dem Zweck und durch einen Geldbeitrag bewerkstelligt, ohne daß auf kirchliche und sittliche Haltung der Mitglieder Rücksicht genommen wird, die Zucht hat keine Stätte. Auch die Art, wie die Leitung der Vereine, die oft aus sehr verschiedenartigen Mitgliedern zusammengesetzt sind, aus der Stimmenmehrheit sich heraussetzt, ist eine äußerliche, auch nicht ohne Gefahr, daß eine falsche Richtung die Oberhand gewinnt.