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 Weit sicherer ist es, wenn die Vereine die Gesellschaftsform anstreben, bei welcher von vorneherein der Kern der geeigneten Persönlichkeiten, von denen der Gedanke ausgeht, die Leitung hat, wo es nur gilt, eine genügende Zahl von helfenden Mitgliedern für die Sache zu gewinnen, die sich nicht allein zu dem Zweck, sondern auch zu gleichen Grundsätzen in Lehre und Leben und damit zur Zucht untereinander verbinden. Vgl. die Löhe’schen Gesellschaften und Vereine für innere Mission und Diakonie. Solche Bildungen ahmen in ihrer Bildung und Organisation die Kirche selbst nach. Auf diesem Wege gewinnen die Vereine an Innerlichkeit und Kraft, und „Vorschläge zur Vereinigung für apostolisches Leben,“ wie sie Löhe gemacht hat, dienen, auch wenn sie unter solchen Umständen, wie die unsern sind, nicht ausgeführt werden können, doch als Ideal und Korrektiv des Vereinslebens.

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 Neben den Orden und Vereinen stehen die christlichen Anstalten für verschiedene Zwecke, Lehranstalten, Krankenhäuser, Herbergen, Arbeiterkolonien, Armen-, Waisen- und Rettungshäuser, Seemannsheimstätten, Emigrantenhäuser, Missions-, Diakonen- und Diakonissenanstalten. Sie sind im allgemeinen uralt. Basilius der Große ist der Gründer einer Menge solcher wohlthätiger Anstalten. Sie waren unabhängig von den Orden oder auch die Gründungen der letzteren. Erst in der nachreformatorischen Zeit haben christliche Obrigkeiten wohlthätige Anstalten begründet und unter ihre Leitung bekommen. Ursprünglich waren alle derartigen Anstalten von der Kirche gegründet und unter der Leitung kirchlicher Genossenschaften. Sie sind je und je Zeugnis des lebendigen Glaubens und der eifrigen Bruderliebe gewesen, Blüten des christlichen Lebens. Auf dem Gebiete der lutherischen Kirche beginnen die August Hermann Francke’schen Stiftungen eine neue Zeit. Mit dem wiederbelebten Glauben im 19. Jahrhundert sind die christlichen Anstalten nach Hunderten entstanden; neu sind die Rettungshäuser für verwahrloste Kinder, die Missions- und Diakonissenhäuser (Fliedner in Kaiserswerth 1836 ist Vorgänger in letzterer Beziehung). Diese Anstalten sind meist mit Vereinen verbunden, deren Kernpunkte sie bilden und deren Charakter sie tragen. Sie teilen alle Licht- und Schattenseiten der Vereine. Sollen sie der Kirche wahrhaft dienen, so müssen sie bekenntnistreu sein und das geistliche Amt respektieren. Wenn sie sind, was sie sein sollen, leisten sie der Kirche nicht bloß für den Zweck, dem sie dienen, sondern auch im allgemeinen die besten Dienste. Sie bilden dann Sitz- und Quellpunkte