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2. die Erziehung für die Bedürfnislosigkeit und
3. die Erziehung zu einem strikten, aber freiwilligen Gehorsam, dem Kennzeichen wahrer Männlichkeit.

 Was in der römischen Kirche in der Verzerrung erscheint, erscheint hier in seiner evangelischen Wahrheit und Reinheit. Das sind die Wahrheitsmomente im römischen Ordensleben. Ohne daß sie ihre volle Anerkennung und Übung auf dem Gebiet der protestantischen Mission finden, wird nichts wahrhaft Großes in der Mission geleistet werden. Missionare, bei denen der Gedanke an das Weib eher zur Verwirklichung kommt als der des Berufs, bei denen der Komfort des Lebens obenan steht, die keine Leitung als die des eigenen Willens vertragen, sind Zerrbilder von dem, was sie sein sollen. Die Seele aber alles Missionswerkes, ohne die auch nirgends etwas ausgerichtet wird, ist der lebendige Glaube, der am eignen Herzen erfahren worden ist und treibt, auch die desselben teilhaftig zu machen, die ihn noch nicht haben, der Glaube, der die Welt und alle Hindernisse auf dem Wege überwindet. Die Mission braucht Wunderleute, in denen die Kraft Christi mächtig ist. Kenntnisse und wissenschaftliche Bildung sind auch von Wert und unentbehrlich, wenn neue Kirchenbildungen entstehen, aber die Hauptsache ist es nicht.

 Man hat außer der Heidenmission, die in unsrer Zeit mit großem Erfolg und Umfang getrieben wird, und außer der Judenmission, die bei allem Eifer nicht recht gedeihen will, auch eine innere Mission, nicht im mißbräuchlichen Sinn des Worts, wo man die Werke der Diakonie, die Werke der Barmherzigkeit damit bezeichnet, die mehr ein Zeugnis für den christlichen Glauben sind und dadurch missionierend wirken, sondern in dem Sinne, daß eine Sendung von freiwilligen und für ihren Beruf vorgebildeten jungen Leuten über Land und Meer bewerkstelligt ist, um die zerstreuten Glaubensgenossen und Landsleute in fernen Ländern und Weltteilen, die der kirchlichen Pflege entbehren, zu Gemeinden im Sinne der heimischen Kirche zu sammeln und sie zu weiden, unter beständiger Mission an den noch nicht gesammelten Gliedern der Nachbarschaft. Die Emigrantenmission gewährt diesem Werk eine Beihilfe. – Zur eigentlichen innern Mission gehört auch die sogenannte Stadtmission. Auch in unsern Großstädten gibt es viele Zerstreute, von der Kirche Abgekommene, die wieder zu sammeln sind. Übrigens greift Diakonie und innere Mission vielfach ineinander.