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hält von dem, was er liebt, daß aber die Zeit bald vorüberrauscht, und dann seiner eine ewige Wiedervereinigung mit den Seinigen in der seligen Gemeinschaft mit dem HErrn selber wartet. Was ihm genommen ist, das ist ihm nur vorangegangen, das hat er vorausgeschickt, er selber aber kommt nach. Wir haben schon bei 1. Thess. 4, 13 ff. darauf hingewiesen, daß der Todestrost, den der Apostel spendet, nicht der ist: „Die Toten sind ja selig beim HErrn der Seele nach“, sondern der: „Die Toten in Christo werden auferstehen zuerst“; damit ist die Seligkeit der Seele eingeschlossen. Zu wenige wissen das zu schätzen, was für eine Vollendung der Seligkeit in der Auferstehung liegt und daß doch für alle Seligkeit noch ein Mangel vorhanden ist, solange die Seele getrennte Bahnen vom Leibe wallen muß; 1. Kor. 15, 21 ff.

 Diese Hoffnung wirkt weiter Lust und Eifer, für die Dahingeschiedenen um ihre endliche Vollendung zu beten, ein Gedanke, der aus dem eben angegebenen Grunde, weil die Auferstehung nicht in ihrer Bedeutung gewürdigt wird, allen Protestanten etwas Fremdartiges ist. Sie haben kein Bedürfnis und können sich kein Bedürfnis bei andern denken, welches zum Gegenstand dieser Fürbitte gemacht werden sollte. Aber die Stelle aus der Offenbarung c. 6, 10, wo die Märtyrer unter dem Altar ihr „wie lange“ rufen, kann uns doch belehren und uns das Verständnis und Auge dafür öffnen. Sie müssen warten auf uns, Hebr. 11, 39. 40. Sie müssen warten, bis die letzte Generation von Heiligen vollendet ist, aber sie warten auch darauf sehnlich. Durch die ganze Schöpfung geht ein Zug der Sehnsucht nach Vollendung der Kinder Gottes. Röm. 8, 22. 23. Ist das hier schon so, so ist das noch weit mehr bei den Verstorbenen der Fall, daß man sich sehnt nach der Erlösung des Leibes. (Es ist dies Gebet nur durch die Löhe’sche Agende in Übung und zum Ausdruck gekommen in dem Zusatz, den er bei dem allgemeinen Kirchengebet angefügt hat: Endlich um alles u. s. w.)

 c) Das Gericht, welches mit der Wiederkunft verbunden ist, ein weiteres Ereignis, worauf wir zu warten haben. Das Gericht bringt für die Gläubigen völlige Erlösung und wenn alle Schrecken desselben überstanden sind, hat alle Furcht ein Ende. Schrecken wird der Tag freilich bringen, doch kann im Glauben dem Christen die Freudigkeit wachsen, daß er auch an demjenigen Tag, wo alles zusammenbricht, die getroste Stimmung, den getrosten Mut der Seele nicht verliert, 1. Joh. 4, 17; 2. Tim. 4, 8. Was die Bedeutung des Gerichtes ist, liegt ja auf der Hand. Es verherrlicht sich da die Gerechtigkeit Gottes an den Gefäßen des Zornes,