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 Der Gedanke an das letzte Gericht wirkt beim Christen ein beständiges Selbstgericht, 1. Kor. 11, 31. Dieses Selbstgericht ist eben die Selbstprüfung und Buße. Endlich ein Bewußtsein der abzulegenden Rechenschaft von all seinem Thun, was den Menschen antreiben muß zur Gewissenhaftigkeit in seinem Wandel, Matth. 12, 3–6; 2. Kor. 5, 9; Eph. 6, 8; Röm. 2, 6–16; Offb. 20, 11 ff., wo davon die Rede ist, daß Bücher aufgeschlagen werden und daß nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nämlich nach ihren Werken, die Toten gerichtet werden, und daß noch ein anderes Buch geöffnet wird, nämlich das Buch des Lebens, in welches die Erwählten eingetragen sind.

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 d) Die Vernichtung der Welt. Alles Materielle vergeht, alle Herrlichkeit Himmels und der Erden. Die spezifische Wirkung dieser Hoffnung, wenn man sie eine Hoffnung nennen kann, oder lieber dieser Thatsache der Zukunft aufs Gemüt des Christen ist der Eindruck von der Eitelkeit und Vergänglichkeit aller Dinge. Was ist es mit der gerühmten Unsterblichkeit der Werke der Menschen, was ist es mit den Schöpfungen, den unsterblichen, der Kunst! Wenn sie die Zeit in ihrem Verlauf nicht schon stürzt und in Staub niederlegt, so sind sie doch nur gespart für das Feuer des Jüngsten Tags, bestimmt, Brennmaterial für das Feuer jenes großen Tages abzugeben. Das einzige, was Währung hat, das einzige und dauernde Gut ist Gott der HErr, und nur in ihm werden wir der Unsterblichkeit und des unvergänglichen Wesens teilhaftig, 2. Petr. 3, 10. 12. Die Menschenwerke auf der Erde werden verbrennen, dagegen ist die Erneuerung Himmels und der Erde, für welche dieser Untergang der alten Welt im Feuer nur das Vorspiel ist, ein Gegenstand der Christenhoffnung. Es wird eine feurige Wiedergeburt der Welt, der Erde sein. Als Gott das erste Gericht über die Erde führte, da war es das Element des Wassers, durch welches er das Gericht vollstreckte, aber nun bedarf es einer gründlicheren Reinigung, als sie das Wasser leisten konnte. Das Feuer ist das Element, welches verzehrt und dadurch, daß es verzehrt, reinigt und läutert. Wir werden uns das Verhältnis der neuen Erde zur alten ähnlich denken dürfen, wie des neuen Leibes zum alten, daß aus der Asche, in die die Welt zerstäubt, der neue Himmel und die neue Erde entsteht, und darauf warten wir, auf die Neuschaffung des Himmels und der Erde. Das ist das letzte Ziel der Hoffnung. 2. Petr. 3, 13; Apok. 21; Jes. 66, 22; 65, 17; Ps. 102, 23; Matth.