Seite:Friedrich Johann Albert Muck - Ueber Vorcheim.pdf/10

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Sollte man nach Übersicht des Obigen nun nicht denken, daß der Wohlstand in diesem Orte auf einem sehr hohen Grad stehen müsse? Und doch ergibt sich das Gegentheil. Man darf sicher annehmen, daß in dieser Stadt kaum sechs Wohlhabende und kaum der zwanzigste Theil unter die mittelmäßig Wohlhabenden zu zählen sind, die übrigen Neunzehntheile aber gerade nur so viel besitzen, als zur Aufrechthaltung des Scheins nöthig ist. Der leichte Erwerb täglicher Nahrungsmittel, ein gewisser unüberwindlicher Hang zum Wohlleben, die Güte und Stärke des Biers, die Felsenkeller, welche eine halbe Stunde vor der Stadt in einer bezaubernden Gegend liegen, und den ganzen Sommer hindurch Tag für Tag besucht werden, so daß dort ein ewiges Schmausen und Zechen herkömmlich ist, – sind vielleicht die Hauptursachen des sich immer mehr vermindernden Wohlstandes der Bürger. Man muß dieß selbst beobachten, um ganz von der Wahrheit meiner Behauptung überzeugt zu werden.

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Die Religion dieser Stadt ist, einige Judenfamilien abgerechnet, bekanntlich die Römischkatholische. Das Franciscaner Kloster sorgt redlich für die Erhaltung der reinen