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Stammesart.“ Aber was mehr als diese uns zusammenbringen wird ist das, daß „wir als die von einem Stamme stehen auch für einen Mann.“ Uns verbindet die feste Ueberzeugung, daß Christus groß genug ist, der Führer und der Nährer der großen Welt für alle Zeiten ihrer Geschichte zu sein; daß seine Person von keiner wissenschaftlichen Betrachtung ganz zu erschöpfen ist und daß sie auch die fehlgreifenden Versuche, sie uns begreifbar zu machen, unter das Wort stellt: wer etwas redet wider des Menschen Sohn, dem soll es vergeben werden (Luc. 12, 10). Uns verbindet in der heißen Liebe zu ihm das Streben, ihn unsrem Volke näher und näher zu bringen und mitzuhelfen, daß sein Evangelium, klar verstanden, unsre Zeit in allen Verzweigungen ihres Lebens durchdringe und gestalte. Uns verbindet das eifrige Verlangen, unsrer Landeskirche zu dienen, daß sie ihren Gemeinden der sichere Weg zu dem wahrhaftigen Wege des Lebens werde. Unser Volk zieht es zu seiner Kirche hin; dafür spricht schon die große Zahl neu entstehender Gotteshäuser; sie sind nicht Mausoleen, die man einem toten Glauben errichtet. Wir wollen unsre Kraft einsetzen, daß er unserm Volke, nicht ein Fremdling aus der Vergangenheit, sondern der vertraute und teuerste Freund für alle seine Anliegen in der Gegenwart sei. Gewiß werden wir in der Arbeit dafür auch irren und fehlgreifen; dann mag man unsre Einsicht, aber nicht unsern guten Willen tadeln; dann weise man uns durch besseres Verständnis zurecht, aber man lasse hochmütiges Schelten. Das wird an uns abprallen; denn wir fühlen uns keiner kirchlichen Richtung, nur unsrem Herrn verantwortlich. Ihm befehlen wir unser Werk. Unser ist das Arbeiten, das Gedeihen Gottes; unter seine Segenshand stellen wir unser Reden und Thun;

Du, Vater, du rate,
Du lenke und wende,
Herr, dir in die Hände
Sei Anfang und Ende,
Sei alles gelegt.




Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meyer: Die Kirche und die moderne Zeit. Georg Wigand, Leipzig 1898, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_Meyer_-_Die_Kirche_und_die_moderne_Zeit.pdf/25&oldid=- (Version vom 10.7.2016)