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Friedrich von Rath: Hexenprozesse. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Band 38, Nr. 233–267

Hexenprozesse.
(Fortsetzung.)

Zuweilen gelang es den Erben, noch etwas davon abzuhandeln; Armen wurde hin und wieder das Ganze erlassen.[1] Ein Theil dieser Summen kam in die Privatkasse des Hochmeisters oder wurde als Geschenke vertheilt. So erhielt einmal der Leibbarbier 200, die beiden Kammerdiener 600, die Jesuiten in Würzburg 60, ein Kirchenbau 150 fl.; das Meiste ging aber für die Untersuchungs- und Hinrichtungskosten auf. Von obiger Summe von 11,187 fl. wurden z. B. folgende Ausgaben bestritten. Der oben genannte Dr. Vasolt empfing 573 fl.; die Mahlzeiten des Herrn Commissarii


  1. Bevor die Furie des dreißigjährigen Kriegs sich auch über die geistlichen Fürstenthümer Mitteldeutschlands ergoß, muß in Mergentheim der Wohlstand der Bürgerschaft sehr bedeutend gewesen seyn. Das von der Herrschaft über die Hinterlassenschaft der am 9. Januar 1629 als Hexe hingerichteten Ehefrau des Bürgermeisters und Kaufmanns Lorenz Gurr aufgenommene Vermögensinventarium weist folgendes baar vorgefundene Geld nach: 642 Reichsthaler, 110 Guldenthaler, 131 königische (?) Thaler, 1 Rosenoble, 2 Goldkronen, 163 Goldgulden, 3 Engellotten, 98 Doppeldukaten, 25 einfache Dukaten, alles in einer Büchse. In einer andern befanden sich 118 einfache, 19 Doppeldukaten, 6 Goldgulden, 1 Portugaleser, 5 französische Kronen, 11 vierfache Pistolen, 5 Doppelpistolen; in einem leinenen Säcklein 66 Reichsthaler und viel kleines Geld. In einer Blase waren 1 Regenbogenschüsselchen, 17 Dukaten, 1 Dublone, 14 Goldgulden, 1 doppelter Albertus in Gold, 4 französische Kronen, 33 königische Thaler, 11 Guldenthaler etc. Außerdem fanden sich viele Kapitalbriefe vor, über 450 Loth Silbergeschirr, 20 goldene Ringe mit feinen Edelsteinen, 300 Pfund Zinngeschirr, sehr viel Bettgewand, Leinwand u. s. w. Von diesem Vermögen mußten 1310 fl. Strafgeld erlegt werden.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich von Rath: Hexenprozesse. In: Morgenblatt für gebildete Leser. Band 38, Nr. 233–267. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 998. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Friedrich_von_Rath_Hexenprozesse.pdf/26&oldid=- (Version vom 1.8.2018)