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Walther Kabel: Gefälschte und geborgte Kronen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2)

So kam es, daß der Vorgänger der Königin Viktoria mit einer geborgten Krone gekrönt wurde. Diese wurde tatsächlich gleich nach dem feierlichen Akt von Angestellten des Juweliers wieder abgeholt.

Sehr bald drang das Gerücht von diesem merkwürdigen Leihgeschäft in die Öffentlichkeit. Doch niemand dachte daran, Rundell wegen dieser Vorsichtsmaßregeln, unter denen er seine kostbare Ware hergegeben hatte, zu verurteilen. Dazu sind die Engländer viel zu sehr Geschäftsleute. Man wollte sich aber trotzdem nicht vor dem Ausland noch mehr blamieren und eröffnete daher eine allgemeine Sammlung, angeblich zu dem Zweck, dem König aus Anlaß seiner Krönung ein hohes Geldgeschenk zu machen. Es kamen auch wirklich in einem halben Jahre nicht weniger als 4 Millionen Mark zusammen. Das Komitee, das die Sammlung eingeleitet hatte, bezahlte davon zunächst die Krone und überwies den Rest dem Herrscher.

Niemand war froher als Rundell, denn daß er ohne diese nationale Hilfe noch jahrelang auf sein Geld hätte warten können, wußte er nur zu genau.

Im Jahre 1831 wurde die Krone dann für die Krönung der Königin Viktoria vollständig umgearbeitet, da diese sich weigerte, den sieben Pfund schweren Herrscherschmuck zu tragen. In dieser neuen Gestalt befindet sich das denkwürdige Kleinod noch heute im englischen Kronschatz im Tower.

W. K.
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Walther Kabel: Gefälschte und geborgte Kronen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 2). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Gef%C3%A4lschte_und_geborgte_Kronen.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)