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Walther Kabel: Geheimbünde bei den Naturvölkern. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 13, S. 213–216

an derartigen Vereinigungen. Die bedeutendsten der neueren Zeit sind der Hamatha- und der Loloalabund der die Nordwestküste bewohnenden Indianerstämme. Sie scheinen hauptsächlich zur Aufrechterhaltung der Männerherrschaft gegründet zu sein. Anders die Midewiwingesellschaft der Algonkinindianer, deren Hauptzweck die mystische Heilung von Kranken und die Herbeiführung von Regen ist.

Am reichsten von allen Erdteilen ist Afrika mit geheimen Vereinigungen ausgestattet. In Oberguinea ist die bekannteste von ihnen der Purrah, der zwischen fünf verbündeten Stämmen den politischen Zusammenhang vermittelt und eine Art Regierungsform darstellt, die ihres Amtes im Dunkel eines Geheimbundes waltet. Die Aufnahme in den Purrah ist mit allerlei Mutproben, wie Anfassen glühenden Eisens und Töten einer giftigen Schlange mit der bloßen Hand, verbunden. Der Mumbo aljumbo-Bund wieder stellt sich die Bestrafung von Verbrechen und die Beilegung von Streitigkeiten zur Hauptaufgabe. Einen sehr verderblichen Einfluß im Gebiete des Ogoweflusses besitzt die Mangongogesellschaft, deren Mittelpunkt merkwürdigerweise ein Wassergeist bildet. Dieser Geist wird verkörpert durch eine aus dem Ogowe emporsteigende, vermummte Gestalt, unter deren Führung die gleichfalls phantastisch maskierten Bundesmitglieder die übrige Bevölkerung zur Hergabe von Geschenken zwingen. Der Mangongogeist erteilt auch gegen hohe Bezahlung Orakelsprüche, die von den Negern als sichere Wahrheit hingenommen werden. Im Gegensatz zu dieser Mangongogesellschaft sind die Geheimbünde von der Kongomündung weit ungefährlicheren Charakters. Ihre Aufzüge dienen jetzt lediglich noch zur Volksbelustigung.

Einen ganz besonderen wohltätigen Zweck verfolgt der in Kamerun weitverbreitete Yugubund. Er ist eine wirkliche Altersversicherung, indem alte und erwerbsunfähige Mitglieder tatsächlich mit allem Nötigen, mit Nahrungsmitteln und Kleidung, versehen werden.

Zum Schluß sei hier noch der auf der Insel Sherboro in der englischen Kolonie Sierra Leone an der Westküste Afrikas

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Walther Kabel: Geheimbünde bei den Naturvölkern. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1911, Bd. 13, S. 213–216. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1911, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geheimb%C3%BCnde_bei_den_Naturv%C3%B6lkern.pdf/3&oldid=- (Version vom 1.8.2018)