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Walther Kabel: Geheimnisvolle Schiffskatastrophen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4)

Sache verdächtig erschien, fuhr in einem Boot zu dem fremden Fahrzeug hinüber, an dessen Bordwand beim Näherkommen der Name „Marie Celeste“ zu lesen war. Das Schiff war gänzlich verlassen, sonst aber in Ordnung und reichlich mit Lebensmitteln versehen. Bei eingehender Untersuchung merkte man, daß die Besatzung aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen gerade während des Frühstücks auf und davon gegangen sein mußte, und zwar offenbar in wildester Hast, da die Leute nichts von ihren Habseligkeiten, nicht einmal ihre Ersparnisse mitgenommen hatten und sich in der Kapitänskajüte noch sämtliche Schiffspapiere sowie eine große Summe Bargeld vorfanden. Das sonderbarste aber war, daß von den Booten der „Marie Celeste“ nicht eines fehlte. Es blieb vollkommen rätselhaft, auf welchem Wege die Besatzung das Fahrzeug verlassen haben konnte, das, nach den letzten Eintragungen im Loggbuch zu schließen, bereits zehn Tage lang führerlos trieb.

Der Kapitän der „Dei Gratia“ brachte die „Marie Celeste“ nach Gibraltar, meldete die Sache dem englischen Hafenamt und erhielt für die Bergung der Brigg von deren Eigentümer später den vorschriftsmäßigen Bergelohn ausgezahlt. Alle Nachforschungen nach dem Verbleib der dreizehn Personen, die damals mit der „Marie Celeste“ die Ausreise von New York angetreten hatten, waren erfolglos, so sehr sich auch die englische Regierung jahrelang mühte, so eifrig auch in anderen Ländern an der Aufklärung dieses mehr als merkwürdigen Vorfalles gearbeitet wurde. Schließlich geriet aber auch die „Marie Celeste“ in Vergessenheit. Erst nach mehr denn zehn Jahren ist das Rätsel gelöst worden, und zwar auf eine ebenfalls nicht gerade alltägliche Weise.

Im Frühjahr 1913 hatte die vielverbreitete Londoner

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Walther Kabel: Geheimnisvolle Schiffskatastrophen (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 4). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1916, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Geheimnisvolle_Schiffskatastrophen.pdf/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)